Ein Stock brach unter dem Fuße des Magiskers und er schrak auf, um wilde Blicke um sich zu werfen. Die Frau war nirgends mehr zu sehen. Die Glocken der Verheerung klangen in der Ferne, Mitternacht war nicht mehr weit. Er rannte los, doch er wusste nicht wo er war. Die Grabsteine an den Seiten wurden immer größer und die Schrift darauf begann zu glühen. Er stolperte und stürzte vor einer dicken Säule zu Boden, auf der in grünen, fahl leuchtenden Lettern stand »Dzaak der Magisker«.
»Es ist nach Mitternacht, du musst sterben«, sagte der grässliche Totenwächter zu dem jungen Mann und griff ihn mit seine furchtbaren Klauen an. Dzaak fasste sich, sprang beiseite und entging dem Angriff. Der Kampf wogte hin und her, bis es Dzaak gelang, den Zauber einzusetzen, den er in seinem toten Onkel entrissen hatte. Die Nacht hielt den Atem an, als sich seine Klinge in einen Blitz aus schwarzem Licht verwandelte, der die Klauen der Kreatur abtrennte und dazu noch das halbe Gesicht.
»Das hast Du nun davon, Elender«, sagt der Magisker und spuckte auf den Totengräber. Aber dieser begann im Sterben zu lachen. »Du Dummkopf, du hast den Fluch gebrochen, und mich befreit. Hättest Du verloren, dann wärest Du nur tot. Aber du hast mich besiegt, und du wirst jetzt an meine Stelle treten, um dem Friedhof zu dienen.« Dzaak begann zu schreien, als seine Hände zu Klauen wurden und die Haut aufsprang, um nässende, juckende Schwären frei zu legen. Mit verzerrter Stimme rief er sein Entsetzen in die Stadt hinaus. Doch Ureban reagierte, wie sie immer reagiert, mit Gleichgültigkeit.
Und so es es noch heute Dzaak der Magisker, der als verzerrter Wächter den Friedhof der Namenlosen bewacht, und auf einen Dummkopf wartet.
DER FRIEDHOF DER NAMENLOSEN
Klaus Erichsen
November 2021