Die Saga des sprechenden Schädels (3)

Kapitel 2 – Die Hochzeitsgesellschaft

Dramatis personae

Reeve Amery mit seinem Wolf Loona
Chimia Ferrarius, eine Schmiedin
Dalvenea, eine Überlebenskünstlerin
in weiteren Rollen, der Spielleiter

Was bisher geschah

Es ist der Frühling des Jahres 55 nach der Finsternis auf der Estlichen Welt. Die drei Jugendlichen Reeve, Chimia und Dalvenea bereiteten sich auf die Pilgerreise nach Timor vor. Diese gilt in der Region der sudlichen Leere als Übergangsritual zum Erwachsensein. Innerhalb dieser Vorbereitungen versuchen sie, gemeinsam mit Ikkirus, dem örtlichen Gelehrten, ein Ansurum, einen goldenen Vogel zu finden. Sie finden ein Nest und können eine goldene Feder sichern. Vor der Höhle, die die Brutstätte enthält, treffen sie auf eine weitere Jugendgruppe und es kommt nach einigen Provokationen der Gegenseite zu Handgreiflichkeiten, die Chimia mit ihren Kampfkünsten beenden kann. Nach ihrer Rückkehr in ihren Heimatort Broscia muss die Gruppe allerdings feststellen, dass die anderen Jugendlichen eine gänzlich andere Geschichte erzählen. Asta, die Dorfälteste und Priesterin der Timoria, beschließt daher, dass es besser wäre, wenn die drei Freunde ohne die größere Gruppe aus dem Dorf die Reise fortsetzen, damit es zu keinen weiteren Streitigkeiten kommt, und am nächsten Tage bereits aufbrechen sollen.

Auf ihrem Weg erleben sie, wie ein Gehöft durch eine Gruppe Jugendlicher überfallen wird. In der Stadt Varase treffen die Pilger auf den Wanderprediger Tonius, in den Dalvenea sich auf den ersten Blick verliebt. Tonius fragt, ob er mit ihnen nach Timor reisen kann, und die Gruppe willigt ein.

Die bisherigen Abenteuer dieser Rollenspielrunde wurden in Dämonenbote 112, Follow 462 sowie Dämonenbote 115, Follow 465 veröffentlicht. Auch auf www.horde-der-finsternis.de

Erste Schritte mit Tonius

Nach zweieinhalb Tagen ohne spannende Vorkommnisse scheint das Vierergespann eine andere Gruppe mit schätzungsweise 25 Personen einzuholen. Einige hundert Schritte entfernt wird deutlich, dass ein paar der Leute rituelle Gewänder, ähnlich denen von Tonius, tragen. Sicherlich weitere Pilgerer auf Reisen. Tonius wirkt sichtlich unruhig und rückt mit der Sprache raus. Er erkennt einige von ihnen durch seine Predigten in Varase und möchte ihnen nicht begegnen. Dalvenea stimmt gleich zu, während Reeve nur forschend fragt: »Was ist denn so schlimm an denen?« »Einige der Frauen waren ziemlich aufdringlich.« »Bei uns gibt es das doch auch«, kontert Reeve und kichert, nur um einen Schlag auf die Schulter von Dalvenea abzubekommen. Chimia lacht und genießt die Vorführung, die sich vor ihr entfaltet. Tonius schaut daraufhin irritiert und interessiert Nea an und ihre Blicke treffen sich. Sie läuft knallrot an und stammelt eine Entschuldigung. Nach Worten suchend, wechselt Tonius schlussendlich das Thema und bittet erneut, der Gruppe aus dem Weg zu gehen. Eine Pause wäre gerade recht und so setzten sich die Vier an einer geeigneten Stelle zur Rast nieder.

Jeder schiebt sich etwas zwischen die Zähne und füllt das Trinkwasser an einem Bach in der Nähe auf. Dalvenea hält sich – Reeves Worten geschuldet – zurück und setzt sich im Schneidersitz auf den Boden. Nur einige verstohlene Blicke bahnen sich ihren Weg zu Tonius, der seelenruhig auf einem Baumstamm Platz nimmt. Chimia setzt sich neben Dalvenea und schaut sie fragend an. »Ich will nicht darüber reden. Reeve hat genug gesagt.« »Du brauchst dich nicht zu schämen. Alles in Ordnung«, beschwichtigt Chimia und umarmt ihre Freundin. »Danke, du bist eine tolle Freundin«, erwidert Dalvenea und nimmt dankbar das Zeichen der Verbundenheit an.

Anschließend setzt sich Chimia weiter weg, um ihren Hirschschädel abschließend zu säubern, nachdem sie die letzten Abende bereits angefangen hatte, die Haut abzuziehen und das Fleisch zu entfernen. Interessiert nähert sich Tonius: »Möchtest du in die Stirn ein Zeichen hinein schnitzen?« »Oh, das ist eine tolle Idee. Ich glaube, ich weiß schon was!«, verkündet Chimia mit Vorfreude. »Da bin ich aber gespannt«, verkündet der Prediger und schenkt ihr sein strahlendes Lächeln. Sie erwidert es mit einem kurzen Hochziehen der Mundwinkel und widmet sich wieder ganz ihrem Schädel. Mit einem Stock versucht sie, das Gehirn daraus zu entfernen. Tonius verzieht sich bei dem Anblick schnell zurück auf seinen Platz und ruht sich aus. Sein Rucksack zum Kissen umfunktioniert, schläft er ein.

Reeve und Loona wandern währenddessen in Rufreichweite umher. Nur allzu gern erkundet er seine Umgebung, wo auch immer er sich gerade befindet. Loona gibt Reeve ein Signal und zeigt mit der Schnauze in Richtung eines kleinen Waldstückes, rund einhundert Schritte entfernt. Neugierig nähern sich die zwei. Loona tapselt vorsichtig vor, während Reeve hinterher spaziert. Die Hälfte des Weges hinter sich gelassen, erspäht Reeve, dass sich dort eine Rotte Wildschweine tummelt. Frischlinge erkennt er zwar nicht, doch scheinen die zwei Säue schwanger zu sein. Reeve geht in die Hocke und beobachtet aus der Ferne. Die Wildschweine nagen ungestört an ihren Bäumen. Bis nach einer kurzen Zeit der Eber seinen Kopf hebt und in Loona und Reeves Richtung schaut. Er grunzt laut auf und verschwindet mit den anderen in Richtung des Bachlaufes, hinfort von ihnen. Um die Fauna nicht weiter zu stören, treten die beiden den Rückweg an. Sie berichten den anderen von ihrer Sichtung.

»Lecker!«, entgegnet Dalvenea und Chimia pflichtet bei: »Demnächst ganz bestimmt wieder.« Das Geplänkel ums Essen führt sich eine Weile fort. Natürlich kann Reeve es nicht lassen, einen schnippischen Kommentar in Dalveneas Richtung bzgl. des schlafenden Tonius zu machen: »Hast ihn sicherlich gelangweilt.« Ihr ausdrucksloser Blick feuert seine Amüsiertheit nur weiter an. Auch Reeve setzt sich nun nieder, so positioniert, dass er den Schädel maximal im Augenwinkel sehen kann. Chimia werkelt fleißig weiter und versucht, die letzten Haut- und Fleischreiste zu entfernen. Anschließend reibt sie ihn mit Erde ab, um ja nicht den Knochen zu verkratzen. Sie geht zum Fluss, um ihren Lappen zu befeuchten und den Schädel ordentlich zu säubern. In den kommenden Tagen möchte sie ihn polieren, um dann schließlich das Wappen von Timoria in die Stirn des Schädels einzuritzen. Nachdem sie Dalvenea von ihrem Plan erzählt hat, bietet sie ihr Kopftuch als Motivvorlage an. Immerhin erhielt sie von Tonius das Kopftuch, das von den Timoria typischen zwei Federn geziert ist.

Nachdem insgesamt wohl um die zwei Stunden vergangen sind, fassen die zwei wieder den Schädel am Geweih an, um gemeinsam mit den anderen loszuziehen. Der Straße entlang schlendert die Gruppe nebeneinander, bis es zu dämmern beginnt. Am Horizont erscheinen die Umrisse eines Gehöfts. »Da sind sie sicher eingekehrt«, bemerkt Tonius. »Also nicht durch, sondern drumherum?«, hakt Chimia nach. »Ja, das wollte ich damit sagen.« Gesagt, getan. Einen großen Bogen eingeschlagen, bewegt sich die Gruppe nun fernab des Weges, um schließlich wieder auf die Straße zu treten. Niemand hatte sie bemerkt. Tonius ist erfüllt von Erleichterung.

Eine Stunde später öffnet ein kleines Waldstück, ähnlich dem Ort, an dem zuvor Pause gemacht wurde, eine passende Möglichkeit für ein Nachtquartier. Chimia buddelt ein kleines Loch, um darin ein Feuer zu entzünden und eine Suppe zum Abendessen zu kochen. Dalvenea errichtet drumherum, einen Steinkreis, um die Möglichkeit eines Brandes zu verringern. Chimia gibt sich mit der Suppe große Mühe. Sie wird verzehrbar, ist aber auch kein Meisterwerk. Während er die Brühe probiert, verzieht Reeve das Gesicht, doch sein Hunger ist nicht zu leugnen. Er schiebt es nicht auf ihre Kochkünste, sondern Chimias schlechte Sicht. Immerhin sei es auch schon dunkel. Sie macht satt und das ist die Hauptsache. Tonius lobt die Suppe ehrlicherweise und erntet dafür ein unsicheres Nicken von Chimia.

Gesellschaftlich sitzen die vier um das Feuer herum. Chimia fragt den Prediger nun nach seinen Geschichten, da wir bisher nicht dazu kamen, sie anzuhören. »Welche Geschichte willst du hören? Ich kenne viele. Die Greifengeschichte oder die, wie ich Timoria traf?« »Lass uns mit einer anfangen und dann weitersehen. Vielleicht finden wir dadurch mehr heraus. Irgendetwas muss ja helfen, um den Schädel wieder zum Sprechen zu bringen.« Mit Stolz erfüllt beginnt Tonius die Geschichte des Greifen zu erzählen. Er beschreibt wie Timoria den Greifen Hephaistos selbst aus einem Ei brütete und sie fortan gemeinsam die Region beschützten. Es gibt verschiedene Sagen. In einer soll sie mit einem Riesen gekämpft haben, in einer anderen haben sie ein Heer an Untoten besiegt. Er wisse nicht genau, welche wir kennen und hakt nach.

»Ach, wir kennen nur die aus Broscia. Manche Reisende haben einige zum Besten gegeben, andere wiederum hat unsere Priesterin Asta rezitiert.« »Broscia, Broscia, das sagt mir was«, kratzt sich Tonius am Kopf: »Das liegt doch an einem Sangu. Welcher war das noch?« »Der Grüne«, steuert Reeve bei. »Oh ja, der Grüne. Kennt ihr Legende, die ihn umringt? Timoria soll einen Golem aus grünen Edelsteinen an der Quelle bekämpft und bezwungen haben. Kennt ihr sie nicht?«, Tonius tut sich beim Erzählen merklich schwer: »Die müsstet ihr doch kennen.« Unsere Schüchternheit erklingt im Schweigen, bis sich Dalvenea wagt: »Der Golem kam aus dem Greifenrücken. Dort gab es wenig Licht, doch er wollte in der Sonne scheinen. Die Berge waren im Weg. Er ging ins Flachland. Doch das reichte ihm nicht. Sobald der kleinste Schatten auf ihm fiel, wurde er rasend und blind vor Wut. In seiner Rage zerstörte er alles in seinem Weg. Timoria stellte sich in seinen Weg und besiegte ihn.« »Ja, stimmt. Jetzt fällt es mir wieder ein. So war das«, gibt Tonius zu.

Sich der nächsten Geschichte widmend, führt er fort: » Die nächste handelt davon, wie ich Timoria begegnet bin. Ein Freund.. «, er betonte das Wort besorgniserregend: ».. hat eine Goldader gefunden und wollte sie gemeinsam mit mir ausgraben. Dort angekommen, förderten wir einiges Erz zu Tage. Doch am nächsten Tag war er verschwunden, samt Pferde. Ich irrte umher. Meine Vorräte wurden knapper. Plötzlich, am letzten Tag des letzten Jahres, ein Schrei aus Richtung Himmel! Ich blickte empor und sah eine Frau mit Lanze auf einem Greifen. Sie zeigte mit ihrer Lanze in eine Richtung, und verschwand erst, als ich begriff, dass ich in diese Richtung laufen musste. Sie verschwand so plötzlich, wie sie aufgetaucht war. Nach zwei Tagen kam ich an die Straße zwischen Greifenstein und Lenduris. Meine Vorräte waren aufgebraucht, doch ich erreichte die Stadt sicher. In Greifenstein gab es einige Informationen, doch ich wollte mehr erfahren. Es gab dort nur wenige Anhänger und so zog ich im Winter los, um hier in den Ortschaften mehr von Timoria zu erfahren. So pilgerte ich los und traf schließlich auch auf euch.«

»Doch genug von mir«, fügt Tonius hinzu: »Was ist mit euch? Euren Reisen? Wohin verschlägt es euch nach der Pilgerfahrt? Weitere Erkundungen der Welt, oder zieht es euch in den Krieg?«
Chimia ergreift zuerst das Wort: »Ich möchte meine Ausbildung zur Schmiedin beenden und danach mehr über Alchemie lernen. Außerdem wäre es schön, wenn ich weiterhin meine Freunde um mich habe.«
Nea stimmt mit ein: »Ja, auf jeden Fall mit meinen Freunden sein. Was genau, weiß ich nicht. Ich habe nur bis zur Reise gedacht und nicht weiter. Eins nach dem anderen.«
Reeve pflichtet bei: »Gedanken hab ich mir auch noch keine gemacht. Aber vielleicht ziehe ich mich in einen Wald zurück und mache mehr mit Tieren. Die sind allgemein dankbarer und bessere Zeitgenossen als so manche Menschen.«
»Ja, manche Menschen..«, Tonius ballt die Faust in Gedanken an den Verrat: » Ich hab ihn auch gesucht, meinen ‚Freund‘. Als ich in Greifenstein ankam, war er bereits über alle Berge. Wenn ich den noch erwische…« »Das Schlechte hatte ja auch etwas Gutes. Wäre es ist nicht passiert, wärst du Timoria nicht begegnet«, versucht Chimia ihn aufzuheitern. »Ja, da hast du wohl recht. Darüber hab ich mir letztens auch Gedanken gemacht.« und damit war das Thema beendet.

Dalvenea fragt vorsichtig nach: »Was haben die Frauen denn gemacht, dass sie so aufdringlich waren?« »Es gibt angenehme und weniger angenehme Gesellschaft.« Tonius lächelt in die Runde und gibt zu verstehen, dass wir zur Ersteren gehören. »In der Stadt kann man der weniger guten Sorte leider nicht so gut ausweichen.« »Auf ein ‚Nein‘ haben sie wohl auch nicht gehört, nehme ich an«, gibt Nea zurück. »Genau. Du kennst das ja«, erwidert er und spielt damit auf eine frühere Unterhaltung an, in der die junge Frau ihm erzählte, wie sie zu ihrer Narbe auf der Wange kam. Dalvenea ist schockiert darüber, dass er das nun einfach so hervorholt. Tonius lächelt das Gefühl mit seinem bezaubernden Lippen weg. Nur ein warmes Gefühl macht bleibt. Es imponiert ihr, dass er ihr so gut zugehört hat. Eine Weile reden sie weiter, bis alle einmal reihum gähnen.

»Eine Nachtwache muss her«, verkündet Chimia: »Ich übernehme die erste.« »Ja, gute Idee. Ich übernehme die letzte«, pflichtet Tonius bei. Reeve erklärt sich für die zweite bereit, Dalvenea für die dritte. Doch eine Frage bleibt, soll das Feuer an bleiben oder ausgehen? Ein brennendes Feuer würde Tiere fernhalten und Menschen anziehen. Dalvenea fasst zusammen:» Also, bleibt die Frage, Mann oder Bär? Was wollen wir riskieren?« »Ach, das ist mir zu hoch. Ich übernehme die erste Wache und lass das Feuer klein brennen«, entgegnet Reeve genervt. Chimia legt sich dankbar in ihre Hängematte, während die zwei anderen sich jeweils in ihren Schlafsack zurückziehen.

Nach zwei gefühlten Stunden weckt Reeve Chimia sanft, in dem an ihrem Schlafsack zupft. »Oh, Reeve. Bin ich schon dran?« »Ja, es ist soweit.« »Ist etwas passiert?« »Nein, nur ein paar Tiere. Mehr nicht«, antwortet er und schläft ein, sobald er seinen Körper zur Ruhe gelegt hat. Auch die zweite Wache verläuft ereignislos, nur ein plärrender Vogel gibt sein Lied zum Besten. Chimia weckt auch Dalvenea sanft. Das Feuer brennt weiterhin auf kleiner Flamme und spendet etwas Wärme. Dalvenea versucht sich auf ihre Wache zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweifen immer wieder ab. An Tonius, an seine Ausstrahlung, seine Freundlichkeit und daran, wie sie ihn wohl wecken solle.

Auch ihre Schicht verlief sorgenlos. Nun war es soweit, sie musste ihn wecken. Sie kniet auf der Höhe seines Oberarmes und betrachtet sein friedliches Gesicht. Aus der Angst aus dem Gleichgewicht zu kommen und auf ihn zufallen, lässt sie sich auf ihre Hacken nieder. »Ich muss ihn jetzt aufwecken. Es wird Zeit, und mein Verhalten auch zunehmend merkwürdig«, motiviert sie sich selbst. Dalveneas eine Hand berührt seine Schulter, während die andere sanft seinen Arm entlang streicht. Sie flüstert: »Es wird Zeit aufzuwachen. Deine Nachtwache beginnt.« Er murmelt noch schlaftrunken: »Ist es wirklich schon soweit?« »Ja, ist es.« Ordentlich legt er seine Decke beiseite und beginnt, seine Haare zu bürsten. »Ist alles ruhig gewesen?« »Alles ruhig«, bestätigt Dalvenea: »Nur ein Vogel, der sein Lied zauberte.« »Leg dich noch etwas hin und ruh dich aus«, Tonius Hand legt sich auf ihre Schulter, mit seinen Daumen streicht er sanft über ihre Wange.« Die Nacht verhüllt die Rötung, die Dalveneas Wangen färbt. »Ja, vielen Dank.« Sie legt sich hin, in seine Richtung gewandt. Erst schielt sie wieder und wieder in seine Richtung, den Schlaf nicht findend. Doch schließlich fallen ihre Augen zu.

Als der Morgen graut, haben alle drei Schlafenden – noch unwissend – den selben Traum:

Ein großer Ort, eine Stadt, erstreckt sich. Zwei Greifen schweben über ihr. Auf einem Hügel, eine Tempelanlange. Eine Frau, Ende 20, in grauen und blauen Gewändern, langes schwarzes Haar. Sie scheint zu rufen, rudert mit den Armen. »Rettet mich«, »Rette mich». Es wiederholt sich. Wie im Strudel verschwimmen die Worte, nichts ist mehr auszumachen. Ein Wort, ganz am Ende, schafft es durch das Rauschen »Tonius».

Sie wachen auf und blicken alle zu Tonius, der seelenruhig seine Wache absitzt.

In Reeves Blick ist große Unsicherheit zu finden, während Nea verdattert drein schaut. Chimia ist die Erste, die in Aktion tritt und bereitet ein heißes Wasser für ein wohltuendes Getränk vor. Auch sie denkt noch über den Traum nach. Die Geräusche geben Tonius zu erkennen, dass die Gruppe aufgewacht ist.

Dalvenea erzählt ihm von ihrem Traum und lässt dabei den Teil mit seinem Namen aus. Immerhin möchte sie ihn nicht verunsichern. Chimia und Reeve horchen auf; Haben sie etwa das gleiche geträumt? Tonius brabbelt, dass es sicherlich eine Weissagung sei. Als die anderen ihre Version teilen, ist der Priester überaus verwundert. Derselbe Traum, faszinierend.

Chimia widmet sich nachdenkend ihrem kochenden Tee zu. Still setzen sich Reeve und Nea dazu, während Tonius sich wieder seiner Lagerstätte zuwendet. Schließlich ist das Getränk soweit, dass Chimia höflich auch Tonius anbietet. Dankend nimmt er an, lässt es sich in sein Tongefäß füllen und stiefelt zurück zu seinem Gepäck und anschließend in den Wald.

Diese Chance nutzend, flüstern sich die Drei über den Traum und eröffnen einander, dass sie auch den Namen des Predigers gehört haben. Sie philosophieren darüber, ob er im Guten oder im Schlechten involviert ist, war oder sein wird? Schließlich ist nicht ersichtlich, ob dieser Traum die Vergangenheit oder Zukunft beschreibt.

Nach einer Weile kehrt ihr Gefährte zurück, er verzehrt sein hartes Stück Brot und ist, wie jeden Morgen, kaum zu einem Gespräch bereit. Etwas später schlägt er vor, weiterzugehen. Wir brechen das Lager ab und folgen weiter der Straße in Richtung Timor.

Und so vergeht ein Tag, ein zweiter Tag ohne besondere Vorkommnisse. Tonius erzählte gelegentlich von seiner Zeit in Greifenstein. Einige witzige Anekdoten und Kriegsgeschichten, wie er auf der Seite der Wolsi kämpfte. Keine ist blutig, eher klagt er darüber, wie hart es war, wie er mehr am Sold interessiert war, als an den Kämpfen selbst. Doch so richtig schlau werden die drei Freunde aus ihm nicht. Das Wetter ist in Ordnung. Manchmal regnet es. Da wir uns Timor näherten, kommt die Gruppe vermehrt in Gehöften unter, die sich für diese Woche darauf einstellen, Pilger aufzunehmen. Mittlerweile ist gut die Hälfte der Strecke geschafft.

Sechs Wägen am Horizont

Am späten Nachmittag des dritten Tages bemerken wir eine Gruppe in gleicher Laufrichtung. Mehrere Wägen lassen sich erspähen, die durch Pferde gezogen werden. Sie gleicht einer Karawane. Tonius verkündet freudig: »Das sind sicher Händler! Lasst uns aufholen!« Wir stimmen ein und nähern uns. Da sie eine passende Stelle zum Rasten gefunden haben und langsamer werden, holen wir schnell auf. Tatsächlich sind es sechs Planwagen von je zwei Pferden gezogen, die passenderweise Scheuklappen tragen.

Hinter dem letzten Wagen läuft ein junger Mann. Blondes Haar und einfache Kleidung, ungefähr Anfang 20. Er grüßt freundlich und stellt sich als Basilus vor. Chimia grüßt zurück, gibt uns als Pilger zu erkennen und fragt nach, ob sie tatsächlich Händler seien. Er stimmt ein, sie seien Händler aus Greifenstein, zumindest die Oberen. Er ist Koch für seinen Herren Rill, der seine Tochter verheiraten lassen will. Bei diesen Worten erkennt Dalvenea ein subtiles schelmisches Lächeln. Da die Karawane auch durch Varase gekommen ist, erkennt er Tonius wieder, der auf einem der Marktplätze predigte. Basilus bietet den Vier an, über Nacht zu bleiben. Sein Herr hat sicher nichts dagegen.

Dankend nehmen sie die Einladung an. Als schließlich die Karawane in einem Kreis kurz abseits der Straße zum Stehen kommt, fangen einige der Leute emsig an, das Lager aufzubauen. Basilus möchte uns allen vorstellen.

Auf einen großen Mann zeigend, stellt Basilus ihn als Meister Rill vor. Dieser freut sich über den Besuch und bestätigt die Einladung, über Nacht bleiben zu können. Seine freundlicher Blick und seine stolze Statur machen ihn sofort zu einer Respektsperson, die seinesgleichen sucht. Tonius und Chimia verbeugen sich, Dalvenea macht einen kleinen Knicks und überbringt ihren Dank.

Reeve fragt vorsichtshalber nach, ob Loona Ärger machen könnte. Rill verneint und gibt seine Überraschung preis, dass wir mit einem Wolf unterwegs sind. Bisher war Loona sehr zurückhaltend und situationsbedingt relativ entspannt, dicht hinter Reeve mit respektvollem Abstand zu Mensch und Wägen. Da sie nun aber weiter das Lager aufbauen wollen, ruft Rill Remus zu ihm. Er ist verantwortlich für die Tiere. Wie Basilus trägt dieser einfache Kleidung, ganz im Gegensatz zu ihrem Meister, der gehoben gekleidet ist.

Die Freunde finden einen ruhigen Platz und schauen den Leuten zu. Drei junge Frauen sitzen zusammen und tuscheln. Insgesamt scheinen 12 Personen zu der Karawane zu gehören. Einige von ihnen schlafen in den Wägen, für andere werden Zelte aufgebaut.

Eine Frau mit braunen Locken, groß und schlank, ist bereits fertig mit dem Aufbau ihres Nachtlagers. Sie kommt herüber und stellt sich als Malaka vor. Auch sie ist Pilgernde und kommt aus Nabur, einem weiteren Ort in der Leere. Eine Pilgerreise sei spannend und so zog sie los. Seit langer Zeit ist sie unterwegs. In Varase trat sie dieser Gruppe bei. Nur eine kurze Pause, um uns vorzustellen, ließ ihr Redeschwall zu. Sie hinterlässt einen altklugen Eindruck. Nachdem sie entdeckt, dass Tonius auch eine Laute trägt, ist sie nicht mehr aufzuhalten. Die beiden setzten sich zusammen und reden über das Spielen.

Basilus baut die Kochstelle auf. Zwei der drei jungen Damen sehen aus wie Schwestern. Ein um sich kümmernder Mitreisender scheint auch ein Priester zu sein. Sein Gewand verziert mit Sonnenstrahlen und Augen weisen ihn als Anhänger einer anderen Glaubensrichtung aus. Eine weitere Person, um die 30, steckt seinen Kopf aus einem Wagen, flucht und zieht ihn wieder ein. Später wird erfahren, dass sein Name Onus ist. So prasseln die Eindrücke und neue Persönlichkeiten auf die Drei ein.

Eine weitere Frau kommt auf uns zu. Sie kennt Malaka und stellt sich als Misha vor. Auch sie ist ein Gast und ihres Zeichens selbsternannte Forscherin. Ihr Ziel ist es, Greifen zu finden und fragt, ob wir bereits einen zu Gesicht bekommen haben. Wir verneinen, doch Tonius lässt stolz verlauten, dass er einen gesehen habe. Sie möchte alles wissen. Und so hängen nun Malaka und Misha an seinen Lippen. Dalvenea wirft ihnen einen bösen Blick zu, woraufhin Chimia nur etwas von Eifersucht murmelt. Doch Nea ist nicht die einzige, denn Reeve entdeckt, dass auch ein Mann finster zu Tonius schaut.

Herr Rill tritt heran und empfängt die Gruppe nun offiziell als Gastgeber. Chimia stellt uns namentlich vor und erzählt von unserer Pilgerreise. Im Gegenzug erzählt er, dass er zwar noch nicht in Timor war, dafür viel mit Herrschaften aus dieser Stadt gehandelt hat. Nun soll seine älteste Tochter Aavaa einen gewissen Zamarus, den Sohn seines Handelspartners, heiraten.

Basilus entfacht das Feuer und ihnen steigt der altbekannte Geruch in die Nase. Sie scheinen verarbeitbares Fleisch dabei zu haben, das er zu einer aufwendigen Mahlzeit verarbeitet. Zu dieser lädt Rill uns ein. Als wir annehmen, freut er sich und bittet Tonius, später ein paar Lieder zum Besten zu geben. Da Tonius auch aus Greifenstein kommt, gibt er zu erkennen, dass er Rills musikalische Wünsche kennt.

Eine nach blumigen Parfüm riechende Frau mit großstädtischem Eindruck stellt sich als Rills Frau, mit Namen Dense, vor. Auch sie freut sich, dass wir bei ihnen sind. Sie schaut sich um und erkennt nirgends ein Zelt von uns. Sie fragt uns danach und Reeve bestätigt ihre Annahme. Chimia fügt hinzu, dass wir mit sehr leichtem Gepäck reisen. Sofort ruft sie Remus heran, dass er das kleine Zelt aufbauen soll, so dass wir in seinem Schlafen können. Es wäre immerhin ausgelegt für 4 bis 5 Personen, dient als Schlafplatz fürs Gefolge und könnte uns dann unterbringen. »Keine Umstände. Das ist nicht nötig«, versucht sich Chimia. Doch Dense winkt ab. Remus baut gelassen auf. Es scheint nicht das erste Mal zu sein, dass er seinen Platz für Gäste räumen muss.

Der junge Mann, der Tonius noch immer finster anschaute, gesellt sich neben Dense. Sie stellt ihn als ihren Sohn Welfus vor. Sein Blick schwenkt zu uns und zwinkert Nea zu, was sie erwidert. Dense fragt nach unserem bisherigen Weg. Mit Freuden erzählt Chimia von unserer Reise zum Schädel. Welfus bringt hervor, dass seine Zwillingsschwester verheiratet werden soll und zeigt auf eines der tuschelnden Mädchen. Sie sieht es und schüttelt nur mit dem Kopf.

Alle Zelte sind nun aufgebaut. Wir verabschieden uns und bringen unser Gepäck zu unserer Unterkunft. Reeve und Chimia beschäftigen sich mit Loona. Dalvenea schlendert direkt zu Basilus, welcher mittlerweile einen Spießbraten zubereitet. Sie reden über die Reise, über Rills drei Kinder und über die Hochzeit. Rubia ist die jüngere Tochter um die 13 Jahre alt, während Aavaa in unserem Alter ist. Beide gehören zum tuschelden Trio, ergänzt durch Aavaas Freundin Schanta. Alle tragen Schmuck, sind gekämmt und gepflegt. Aavaas arrangierte Ehe versteht er nicht. Was sollen solche Ehen schon bringen? Vor zwei Sommer war der Bräutigam mal in Greifenstein, aber sonst haben sie sich noch nicht näher kennengelernt. Immerhin freue Basilus sich auf das Pilgerfest und ist froh, es sehen zu können.

Eine dritte Person kommt dazu. Onus, ein Händler von exotischen Tieren, der diesmal Spinnen dabei hat. In Timor möchte er Schlangen und seltene Tiere finden. Nea erwähnt in einem Nebensatz, schonmal ein Ansurum gesehen zu haben. Nur die bloße Erwähnung lässt Onus direkt ans Geschäft denken. Er bietet an, ihr später seine Spinnen zu zeigen, was sie dankend annimmt. Danach entschuldigt sie sich, sie benötige noch etwas Ruhe vor dem Abendessen. Onus bleibt bei Basilus, um Gesellschaft zu leisten.

Chimia und Reeve stehen am Rand des Lagers. Loona genießt das Laufen über die freie Fläche und fängt Stöckchen, wenn sie denn mal Lust darauf hat. Eine Person nähert sich und stellt sich als Marcus vor. Er ist der Priester, den sie vorhin gesehen haben. Sein Gott ist Scios, der dreiäugige Gott der Weisheit und steht der Familie beratend zur Seite. Sowohl Chimia als auch Reeve merken schnell, dass er sich für etwas Besseres hält. Marcus möchte sich den Timoria-Kult näher anschauen. Ihr Glaube sei sehr lokal und hört sich für ihn eher nach Orinyl, der Jagdgöttin des wolsischen Pantheons an. Vielleicht eine Reinkarnation, sagt er mehr zu sich selbst als zu den Beiden. Sein Redefluss erstreckt sich über sein abschätziges Interesse über die Rituale und die Möglichkeiten der Bekehrung Ungläubiger.

Er könne auch ihnen etwas über Scios erzählen, wenn sie noch etwas bleiben. Auf Reeves fragenden Blick hin versucht er zu beschwichtigen und seufzt, dass Rill immer sehr interessiert an Einheimischen ist und wissen möchte, was ihnen wichtig ist. Er gibt das Gespräch auf und verabschiedet sich mit einem »Vielleicht ja morgen.« Chimia atmet erleichtert aus: »Puh, anstrengende Aura.« »Sehr überzeugt«, stimmt Reeve ein. »Als Priester muss man das wohl sein, aber das war wirklich drüber.« Die beiden nehmen ihre Kopftücher ab, um weiteren unangenehmen Unterhaltungen aus dem Weg zu gehen und erfreuen sich weiter an der freilaufenden Loona.

Ein lautes Scheppern und der Ruf »Essen ist fertig!« ertönt vom Lager. Alle kehren ein, um das Mahl zu sich zu nehmen. Auf einem großen Holzbrett schneidet Basilus den Braten. Das erste Stück geht an Aavaa, danach werden Gäste bedient und schließlich die weiteren Reisenden.. Es bilden sich Grüppchen, in denen gegessen wird. Für Loona hat Basilus freundlicherweise einen Knochen vorbereitet, da das Fleisch gewürzt ist.

Tonius und seine zwei neu gewonnenen Anhängerinnen reden noch immer. Dalvenea kann es nicht lassen und mischt sich mit ihren Freunden ein. Malaka erzählt von Nabur und deren Spezialität, den Flusskrebsen, die man unbedingt probiert haben soll und schnattert unentwegt weiter. Nabur sei durch einige Hände gegangen. Erst Söldner, dann Ranabar, dann Lugarer. Sie fragt sich, ob die Homiiden noch irgendetwas in der Hand haben. Schließlich werden ihre Schätze, ihr Essen und die jungen Männer für ihre Armeen geraubt. Auch ihr Bruder sei mitgenommen worden. Nea spricht ihr Beileid aus, doch Malaka zuckt nur mit den Schultern. Und führt ihre Reden von ihren vielen Reisen fort. Alle nicken nur mit, während sie ihr Wunschdenken über die Welt verkündet. Einzig Tonius bestärkt sich in ihren Ausschweifungen. Nun wirkt sie eher überaus naiv als altklug.

Nea fragt sie besorgt, ob sie denn kämpfen kann, um sich im Notfall zu verteidigen. Sie antwortet unverständlich, immerhin mache sie nichts falsch, warum sollte sie kämpfen? Da sie nur mit Karawanen reise, sei es zusätzlich unwahrscheinlich, angegriffen zu werden. Misha verdreht die Augen, als hätte sie diese Argumente schon zweimal zu viel gebracht.

Um das Gespräch in eine andere Richtung zu führen, fragt Dalvenea Misha nach ihrer Heimat. Froh über den Themenwechsel, entgegnet sie, dass sie aus Lenduris kommt und in Greifenstein über Greifen gelesen hat und daraufhin den Schädel ansehen, abzeichnen und vielleicht sogar anfassen mag. Ihr wird viel Erfolg gewünscht. Tonius und Misha verlieren sich in ein Gespräch über besagte Greifen, was Nea sauer aufstößt. Sie versucht das Gespräch wieder auf die Gruppenebene zu bringen, erfolglos. Basilus tritt an jedes Grüppchen heran und bietet das übrig gebliebene Fleisch an, doch wir lehnen ab.

Die Nacht kommt über das Lager und jeder geht seinen Dingen nach, ehe sich um das Feuer versammelt wird. Tonius und Malaka holen ihre Lauten hervor und spielen ihre Musik. Manche starren ins Feuer, andere reden und tanzen. Getränke mit minimalem Alkoholgehalt werden gereicht. Ein ausgelassener Abend.

Dalvenea ist im Tanz versunken. Chimia lauscht der Musik und den Geschichten, die durch den Liedtext erzählt werden. Beobachtend wie eh und je, sieht Reeve wie sich zwei Personen, Aavaa und Basilus, hinfort schleichen und sich für einige Minuten hinter einem Wagen verstecken. Er bemerkt, dass Rill, Dense und Welfus ihr kurzzeitiges Verschwinden mitbekommen und mit einem Kopfschütteln quittieren.

Rubia versucht erkennbar, ihrer Schwester Aavaa und deren Freundin Schanta nachzueifern. Noch ungeschickt versucht sie zu tanzen. Nach und nach gehen die älteren Reisenden in ihre Schlaflager, bis schließlich die Jüngeren zurückbleiben.

Welfus schaut den Tanzenden zu und erfreut sich, so wie Reeve und Chimia, an der ausgelassenen Stimmung und der Wärme des Feuers. Dalvenea setzt sich zu Welfus und er kommt nicht drumherum zu erröten. Aavaa, Rubia und Schanta hören auf zu tanzen und setzen sich, um zu reden und über Reeve und Chimia zu kichern. Malaka klimpert nur noch auf ihrer Laute, nachdem Tonius ins Bett gegangen ist. Aus Spaß an der Freude flirtet Nea mit ihrem Gesprächspartner, der überaus verschüchtert darauf anspringt. Sie reden über Broscia und Greifenstein. Darüber wie er ihr gerne die große Stadt zeigen kann, wenn sie einmal dort ist. Die jungen Damen beobachten die Interaktion. Schließlich steht Welfus hölzern auf und geht kurz zwischen die Planen. Sofort springen sie auf und treten an Dalvenea ran.

Sie wollen wissen, wie sie ihn abgeschüttelt hat. Daraufhin entgegnet sie, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Entweder man sagt klipp und klar, was Sache ist, oder man spielt mit. Ob mit Taten oder nur mit Worten, sei jedem selbst überlassen. Hellhörig fragt Schanta, ob sie schon mal jemanden geküsst habe, sie hätte schon Lust darauf. Grinsend entgegnet Nea, »Warum die Frage? Möchtest du üben?«

Reeve sieht, wie Welfus zwischen den Planen hervortritt, die Traube um Nea erblickt und mit hängendem Kopf zurück in den Wagen geht.

Nach einigem Hin und Her gibt Schanta zu, dass sie es gerne mit Nea probieren möchte. Sehr aufgeregt fragt sie nach dem Prozedere. »Leg einfach locker deine Arme auf meine Schulter. Der Rest kommt von alleine.« Gesagt, getan. Neas Hände liegen auf ihrer Hüfte und sie kommen sich näher, um sich zu küssen. Aavaa ist äußerst schockiert und überrascht. Rubia beobachtet nur Aavaas Reaktion. Nach einer Weile erholt sich Aavaa: »Das will ich auch mal erleben!« SIe beginnt, über ihre vorgesehene Hochzeit zu reden. Sie macht sich nur positive Gedanken und hofft auf das Beste. »Du musst mir alles erzählen«, raunt sie zu Schanta, die noch immer überwältigt, herausbringt: »Es war himmlisch!« Dalvenea bedankt sich. Aavaa zieht ihre Freundinnen zu Bett, immerhin wird es spät und sie will ihre Freundin noch genauestens befragen, wie es war.

Das Lautenspiel klingt aus. Misha und Malaka gehen ins Bett. Die drei Freunde sind die letzten. Niemand scheint Wache zu halten. Aus Dankbarkeit und Verantwortungsbewusstsein beschließen sie, diese zu übernehmen. Erst Reeve, dann Chimia, zum Schluss Dalvenea.

Am nächsten Morgen ist Basilus der Erste, der ans Lagerfeuer herantritt, an dem Dalvenea Wache hält. Die Beiden reden ein wenig über die Nacht, bis der Koch sich gänzlich dem Frühstück machen widmet. Er facht das Feuer an, holt Lebensmittel aus einem Planwagen und beginnt Tee und Eier zu kochen, die mit Brot serviert werden.

Einige Zeit später tritt Rill aus seinem Wagen. Auch er wundert sich, dass Dalvenea bereits wach ist. Erneut bietet er ihr an, dass sie und die Gruppe seine Karawane begleiten können, solange sie wollen. Dalvenea verspricht, es am Morgen mit ihren Freunden zu besprechen. Sie zieht weiter zu Onus, dem Händler, der zusammen mit Markus in einem Wagen schläft. Letzterer hat sich bereits aufgemacht, um seinem Glauben zu frönen. Und so tritt Dalvenea ein, um die Spinnen zu bewundern, von denen ihr Onus erzählt hat. Freudig zeigt er ihr seine Waren, Felle von u.a. Großkatzen, und seine Exemplare. Er besitzt zwei große Spinnen und eine kleinere Spinne, welche zusammen in einem Kasten, versehen mit Glasscheiben und gesichert mit einem Seil, sitzen. Es seien seltene und giftige Spinnen. Natürlich hat er sie nicht selbst gefangen. Onus beteuert, dass die Aufbewahrung sicher ist. Schließlich will er niemandem etwas zu Leide tun. Er erzählt, dass Meister Rill ihm mit Kontakten in der Handelswelt geholfen und für ihn gesorgt habe, als es ihm nicht gut ging.

Aus dem Planwagen getreten, sieht sie bereits Reeve und Chimia. Auch alle anderen scheinen bereits auf den Beinen zu sein, nur Dense ist nicht zu sehen. Die drei Freunde tauschen sich über die neu gewonnenen Informationen aus.

Das Frühstück ist fertig. Nach einer nochmaligen Einladung von Rill gibt Tonius an, dass er Lust habe, die Karawane zu begleiten. Rill ist zufrieden und widmet sich dem Essen. Tonius schubst Reeve an, sich auch etwas vom Buffet zu holen. Auf einer Holzplatte liegen die Brote, das Ei und Gemüse aus. Während die versammelte Mannschaft isst, beginnt Basilus bereits die Zelte abzubauen.

Tonius bearbeitet die Schale eines Eies, als sich die Gruppe zu ihm setzt und Chimia ihn mit einem fröhlichen »Guten Morgen! Du siehst ja aus, wie aus dem Ei gepellt!« begrüßt. Tonius erwidert nüchtern: »Dir auch einen guten Morgen.« Kurze Zeit später scheint sich seine Laune zu bessern. »War witzig gestern. Vielleicht etwas spät. Ach, die Jugend…« säuselt Tonius. »Die 15 Jahre, das ist doch kein Alter«, entgegnet Chimia. Erneute Entgeisterung über ihren Kommentar macht sich in Tonius Gesicht breit. Dalvenea knufft Chimi, damit sie aufhört, ihn aufzuziehen. Nach einigen Worten der Beschwichtigung besprechen die Vier ihr weiteres Vorhaben. Tonius vertritt erneut die Meinung, dass sie einige Tage bleiben sollten. Immerhin gäbe es hier auch gutes Essen und beißt genüsslich in sein Eierbrot. »Ja, ja, das Essen«, pickst Reeve in Dalveneas Richtung. Sie hatte ein Spruch erwartet und starrt ihn ausdruckslos an. Verwundert fragt Tonius, ob gestern noch etwas anderes passiert sei. »Neeein. Nichts ist passiert«, grinsen Chimia und Dalvenea sich doof an. Trotz seiner Müdigkeit durchschaut Tonius die Beiden sofort: »Jugendlicher Leichtsinn. Naja, dafür ist eine Reise auch gut.«

Dalvenea flauscht Loona und wünscht ihr auch einen guten Morgen. »Reeve, du bist doch so sozial«, stichelt sie: »Möchtest du nicht, Rill unsere Entscheidung überbringen?« Dieser zieht nur seine Augenbraue hoch. Da er keine Lust auf eine Diskussion hat, zieht er wortlos mit Loona in Richtung Rill.

Nach morgendlichem Geplänkel und der dankbaren Annahme des Angebots möchte Rill mehr über Loona, ihrer Geschichte und generell über das Gebiet erfahren. Er ordnet Welfus an, statt seiner nach Dense zu schauen. Reeves fragenden Blick bemerkend erklärt er, dass Dense nur schlecht schlafen kann und deshalb ein Mittelchen nehmen muss, durch welches sie länger braucht, um wach zu werden. »Eine glückliche Frau ist das Beste, was passieren kann.« Schelmisch schaut Rill erst zu Reeve und dann zum Rest der Gruppe: »Ihr seid also nur Freunde. Oder?« Sichtlich an Tratsch und Klatsch interessiert, wendet er sich wieder Reeve zu. »Ja, gerade sind wir alle nur Freunde. Dalvenea ist solch einem Spaß aber nicht abgeneigt.« »Leichtes Mädchen«, kommentiert Rill, worauf hin Reeve verteidigend antwortet: »Nun, sie arbeitet in der Taverne und flirtet gerne für mehr Trinkgeld. Das ist wohl in Fleisch und Blut übergegangen.« »Ich verstehe«, entgegnet Rill. In seiner Stimme spiegelt sich Enttäuschung wieder, in seinem Blick Anerkennung.
»Sag mal, reisen nicht alle Jugendlichen aus einem Dorf zusammen?« fragt Rill, um das Thema zu wechseln. »Eigentlich ist das so. Wir hatten eine kurze Auseinandersetzung, weshalb wir früher abreisen mussten.« »Oh, wie spannend…« Bevor Rill mehr sagen konnte, unterbricht Welfus ihn. Dense wünscht ihn zu sehen. Für einen zu langen Moment schaut Welfus Reeve und Loona an. Die beiden schauen zurück. Peinliche Stille. »Ich esse weiter«, kündigt Welfus stumpf an und stapft los.

Reeve kehrt zur restlichen Gruppe zurück. Sie reden darüber, was Rill gesagt hat und wie respektvoll und positiv er im Gespräch gewirkt hat. »Wir werden viele Fragen beantworten müssen«, kündigt Reeve an: »Über die Gegend, die Reise, uns.« »Und den Schädel!«, mit einer ausladenden Geste in Richtung ihres Gepäcks weist Nea auf das wohl offensichtlichste Seltsame an ihnen hin. Die Zelte sind mittlerweile abgebaut und die letzten Dinge werden verstaut.

»Und? Worüber habt ihr gesprochen?« »Über nichts, haben gegessen und geschwiegen«, beantwortet Nea Reeves Frage. »Das kannst du?« »Ja, mit Chimi ist das äußerst angenehm.« Reeve verdreht die Augen und erntet von Nea eine herausgestreckte Zunge. Chimia grinst breit.

Nachdem die Wägen beladen sind, werden die Rucksäcke aufgesetzt und die letzten Wasserflaschen gefüllt. Langsam aber sicher setzt sich die Karawane in Bewegung. Tonius weist darauf hin, dass wir uns unter die Leute mischen sollen, um unseren guten Willen und Dankbarkeit zu zeigen.

Die Reisenden

Chimia beschließt, sich mit Dense zu unterhalten, welche auf einem der Wägen sitzt. Auch heute strömt ein erlesener Duft von ihr. »Oh, ihr duftet heute wieder herrlich! Kannst du mir etwas davon erzählen? Ich kenne das nicht so.« Denses Wangen erröten leicht: »Das ist duftendes Öl. Man reibt es sich hinter die Ohren.« »Wie spannend!«, Chimia spricht ihren Dank aus. Nach einem kurzen Gespräch über den gestrigen Abend folgt ein kurzes Schweigen.
»Tut mir leid, dass ich so unverfroren frage. Wie oder wo kann man dieses Geschmeide erwerben? Oder gar mehr darüber erfahren? Ich bin Schmied und würde das gerne lernen?«, wendet sich Chimia an die erhabene Frau. Sie nimmt ihren Silberarmreif ab und gibt es Chimia. »Schau es dir gerne genauer an!« »Vielen Dank für die Möglichkeit und das Vertrauen!«, vorsichtig nimmt Chimia den Reif entgegen und betrachtet genauesten die Verzierungen und Edelsteinfassungen. »Ist das echtes Silber? Wie ich lernte, gibt es auch andere Edelmetalle. Alchemisten kommen manchmal in das Dorf und erzählen davon. Nur haben sie leider keine Bilder dabei.« »Ja, das erkennst du daran.«, so beginnt Dense zu erklären, wie man die eine Vielzahl an Metallen unterscheiden kann. Sie erzählt auch von dem Schmied in Greifenstein, von dem die meisten ihrer Schmuckstücke sind.
Unterbrochen von dem Kichern der drei jungen Mädchen, die im darauffolgenden Wagen sitzen, seufzt Dense und kann ihre Enttäuschung nicht verstecken: »Solch lebensfrohe Hüpfer…«. Chimia schaut verwundert. »Rubia ist so gut gelungen, aber Aavaa.«, Dense schüttelt sich: »Nur Unsinn im Kopf. Und Schanta unterstützt sie dabei auch noch. Ach, ihr wisst ja, wie das mit Mädchen in dem Alter ist.« Sie bemerkt dann, wie alt Chimia sein muss und fügt hinzu: »Ihr scheint ja aber reif zu sein.«
»Wenn man bei einem Schmied aufwächst, weil die Eltern leider früh verstorben sind, ist das eben ein anderes Leben. Keine Sorge, ich fühle mich nicht gekränkt. Schwere Zeiten gab es, aber wir kamen über die Runden. Außerdem hab ich ja meine Freunde.« Dense erkennt Chimia an: »Wenn ihr jemals nach Greifenstein kommt, kann ich meine Kontakte nutzen und euch Möglichkeiten fürs Lernen schaffen.« »Wenn ich mal dahin komme, dann sehr gerne. Ich möchte hauptsächlich meine Ausbildung fortsetzen und alles, was danach kommt, sehe ich dann.«

Der Wagen hinter dem von Dense wird von Remus gefahren. Reeve schließt zu ihm auf und prompt wird ihm angeboten, sich auf den Kutschbock zu setzen. Dankend nimmt er an und steigt auf. Loona ist das nicht geheuer und streunt nebenher. Mal dicht am Wagen, mal weiter entfernt. Reeve belobigt die Art des Reisens, woraufhin Remus nach Worten ringt. Unangenehme Stille macht sich zwischen ihnen breit. Keiner weiß so recht, was er sagen soll. »Ob es heute noch regnen wird?«, fragt Remus schließlich. »Könnte passieren, ja? Wäre das ein Problem?«, lenkt Reeve ein. »Nicht auf diesen Straßen. Zwar ein wenig uneben und mit Unkraut bewachsen, aber das macht nichts.« Reeve summt zustimmend.
»Wie bist du eigentlich in diesem Verbund gelandet?« »Hab gejagt und mich um die Pferde der Armee gekümmert. Seit einem halben Jahr bin ich nun bei Rill. Er bezahlt gut und pünktlich«, bringt Remus als Antwort zusammen. Lächelnd schaut Reeve in Loonas Richtung: »Das klingt nicht schlecht. Wir drei haben in den Wäldern in der Nähe unseres Dorfes gejagt, wobei ich eher ein Freund davon bin, mich um die Tiere zu kümmern.« »Ich wurde mal fast von einem Rudel Wölfe gefressen. Glücklicherweise war ich auf auf einem Pferd und flink genug. Können ganz schöne Biester sein.« »Ja, sie können recht territorial sein. Doch solche Probleme hatten wir nie.« »Ich war 14 und unachtsam. Sagt, wie habt ihr dieses Tier gezähmt?« Kurz denkt Reeve über seine Formulierung nach: »Gezähmt ist das falsche Wort. Ich hab sie im Wald gefunden und sie aufgepäppelt, als sie noch relativ klein war. Sie hat sich an mich gewöhnt und ist bei mir geblieben. Loona tut niemanden etwas zu Leide.«
Ein anerkennendes Nicken von Remus: »Du kennst dich wohl wirklich gut mit Tieren aus. Kennst du den Ansurum? Ich wollte mal einen fangen, hab aber keinen gefunden.« »Tatsächlich hab ich einen gesehen und auch sein Nest mit Eiern gefunden. So konnte ich ihn natürlich nicht mehr fangen.« »Ein Tierfreund wie er leibt und lebt.« »Er ist schöner in Freiheit als in einem Käfig«, gibt Reeve zu Bedenken. »Stimmt.« »Wir haben auch eine Feder, magst sie später mal sehen?« Remus Augen funkeln: »Äußerst gerne. Aber nicht Onus zeigen!«
»Auf keinen Fall. Warum ist er überhaupt dabei?«
»Puh. Lange Geschichte. Um sein Gesicht nicht zu verlieren und um auf Rills Kosten zu reisen, nehme ich an. Onus hat Aavaa lange schöne Augen gemacht. Es hat aber nicht geklappt, in die Familie einzuheiraten. In dem Stand ist es nicht unüblich, Heiraten zu arrangieren. Muss für Onus ernüchternd, fast schon demütigend sein, nun trotzdem an dieser Reise zu Aavaas Hochzeit teilzunehmen.« »Ja, gut. Klingt aber auch nach einem entspannten Leben.« »Wohl wahr. Andere, wie ich, müssen dafür hart arbeiten.« »Arbeit mit Tieren ist dennoch schöner als manch anderes Schuften«, findet Reeve. Remus zeigt auf das Pferd: »Schaut es euch an. Es ist aus meiner Zeit beim Militär. Man kann günstig Pferde kaufen, wenn man weiß wo. Manche Tiere halten den Stress nicht mehr aus. Dieses hat schon einige Lenzen auf dem Buckel.« »Das ist wunderbar. Schön, dass sie noch einen Zweck haben und gediegener weiterleben dürfen.«
So plaudern die Beiden noch eine Weile weiter über ihr Leben, von Tieren und vom Reisen.

Entgegen Chimias und Reeves Warnung gesellt sich Dalvenea zu Marcus, dem Scios-Priester. Erstaunlicherweise wirkt dieser heute in sich gekehrter, als ihre Freunde ihn beschrieben haben. Allmählich kommen sie ins Gespräch und reden über die Hochzeit. Aavaa soll nämlich gemäß des Glaubens und dem Wunsch der Familie unter Scios verheiratet werden. »Was macht Scios aus? Mir sagt er leider nichts«, interessiert sich Dalvenea. Als hätte er nur auf diese Fragen gewartet, sprudeln die Worte aus Marcus: »Er ist bekannt für seine unendliche Weisheit. Eltern erhoffen sich, dass diese in ihre Kinder einkehrt. Generell hilft er auch durch Rituale dabei, Entscheidungen zu treffen.«
»Wie spannend. Wie sieht so eine Zeremonie aus?« »Im Kern besteht es aus schweigend meditieren.« »Oh, dann ist das nichts für mich«, wimmelt Dalvenea ihn ab. »Vielleicht gerade deshalb ist es etwas für dich. Woran glaubst du eigentlich?«, wechselt Marcus das Thema. »Es wäre schön, wenn etwas existiert. Ob nun Timoria oder wer anders, das spielt weniger eine Rolle. Einfach irgendwer, der uns wirklich in finsteren Zeiten beistehen kann.« »Mhm, Timoria. Ja, alles deutet darauf hin, das damit Orinyl gemeint ist. Ich habe gehört, dass der Glauben an Timoria sehr strikt ist. Die Tore der Tempel werden selten geöffnet. Es gibt nur Priesterinnen. Wie passt Tonius da ins Bild?«
Dalvenea erzählt von Tonius‘ Begegnung mit Timoria, seiner Überzeugung und wie es dazu kam, dass sie zusammen reisen. Auch wiederholt sie jegliche Geschichten über die Pilgerreise, während Marcus sorgfältig zuhört.

Nach zwei Stunden legt die Karawane eine Erfrischungspause ein. Etwas essen und trinken, um sich für den weiteren Marsch zu stärken.

Wieder unterwegs läuft Chimia am Ende der Reisegruppe, wo Basilus das Schlusslicht bildet. Sie bedankt sich bei ihm für das Teilen des Zeltes und für das leckere Essen. »Kein Problem, Remus schnarcht eh«, entgegnet er. »Wir bleiben noch ein oder zwei Nächte, dann kannst du dich etwas davon erholen.« »Die Nächte der Ruhe nehme ich gerne. Sind schließlich schon vier Wochen unterwegs«, erzählt Basilus und fragt, ob sie sich schon viel mit den anderen unterhalten hat. »Ja! Ungefähr mit der Hälfte. Alle sehr freundlich und zuvorkommend«, brabbelt Chimia los und erzählt von ihrer Ausbildung zum Schmied und Denses beeindruckendes Geschmeide.
Basilus erinnert sich zurück: »Daran musste ich mich auch erstmal gewöhnen.« Auf Chimias Nachfrage hin erzählt er seine Lebensgeschichte. »Seit 2 Jahren bin ich dabei. Ich hab in verschiedenen Tavernen ausgeholfen und hatte nie das Geld für eine eigene. Das kommt hier meinem Traum am nächsten.« »Wolltest du denn schon immer Koch werden?« »Ja. Auf jeden Fall. Meine Mutter ist früh gestorben. Mein Vater ist mittlerweile auch tot. Er war Gemüsehändler und durch seine Kontake bin ich schließlich von Meister Rill aufgenommen worden. Erst hab ich nur in der Küche geholfen und schließlich war ich Koch.« »Ja, Rill ist wirklich sehr freundlich. Erst machte mich diese überschwängliche Gastfreundschaft skeptisch, aber mittlerweile ist dieses Gefühl weg.« »Verständlich. Es ist schon eine Seltenheit. Onus und Marcus ertrage ich nicht lange.« »Ne, Marcus muss echt nicht sein«, pflichtet Chimia bei. So unterhalten sie sich weiter über ihre Gefährten und gutes Essen.

Nach einer Weile kommt Schanta mit einem verschmitzten Lächeln auf Basilus zu, drückt ihm einen Zettel in die Hand und holt wieder zu ihrem Wagen auf. Basilus wirft einen Blick auf die Nachricht und steckt ihn ein. »Wo waren wir stehen geblieben?«, widmet er sich wieder Chimia. Sie erzählt, dass das Reisen mit Freunden wunderbar sei und auch Tonius kein schlechter Zeitgenosse ist. Zu solchen Chancen, wie mit dieser Karawane zu reisen, sagt man auch nicht nein. Basilus stimmt ihr zu. Doch hofft er, dass ihm am Ziel weniger Arbeit erwartet und etwas entspannen kann, bevor es wieder zurückgeht.
»Was erwartet dich denn in der Zukunft?«, erkundigt sich Basilus bei Chimia. »Ich hab erfahren, dass ich nicht viel weiß. Das ist beängstigend, ist aber auch sehr spannend. Möchtest du noch irgendwas außerhalb von Greifenstein tun? Jetzt, wo du mehr von der Welt gesehen hast?« »Ja. Irgendwann möchte ich mal zur See, oder auch woanders hin. Malaka hat viel erzählt. Das klingt alles sehr fantastisch. Ich würde gerne Meeresfische fangen und lernen sie zuzubereiten.« »Wunderbar! Das klingt nach einem guten Plan.«

Währenddessen unterhält sich Reeve mit Rill. Er hat die Zügel seinem Sohn überlassen und gemeinsam laufen sie nun neben dem Wagen. »Ich freue mich, dass du mit mir reden möchtest. Bist ein Mann eures Wortes«, anerkennend schenkt Rill Reeve ein Lächeln. Dieser bedankt sich erneut für die Gastfreundschaft und gibt Lob zurück: »Ihr habt eine sehr nette Reisegruppe zusammengestellt.« »Vielen Dank. Der größte Teil ist mein Hausstand.« »Aber auch den muss man sich erstmal so aufbauen!«, bedenkt Reeve: »Und halten muss man ihn auch. Nicht alle sind immer begeistert dabei.« »Es erfordert gutes Gespür und die richtigen Momente. Wie ich merke, hast du dich mit Remus unterhalten. Ja, den habe ich aus seiner Situation herausgeholt. Wollte niemanden im Krieg töten. Geld an die richtige Stelle, schon war er frei und arbeitete für mich«, erinnert Rill sich zurück. »Ja, er erzählte auch von den Pferden.« »Stimmt, die sind außerordentlich. Ich bin sehr zufrieden. Ich gebe zu, wir reisen im großen Luxus nach Timor. Das ist etwas besonderes.« Reeve lobt: »Absolut. Und das Essen erst!« »Ich habe großen Respekt vor der Arbeit meiner Leute.«
»Ihr habt doch sicherlich ein paar Fragen. Stellt sie gerne«, kommt Reeve auf den ursprünglichen Grund der Unterhaltung zurück. »Oh ja. Es gibt also Höfe, auf denen die Menschen nicht gerne arbeiten?« »Genau«, bestätigt Reeve und beginnt mit der Erzählung über Julius Hof, deren Geschehnisse und die Stimmung der Leute. »Es kommt wirklich sehr darauf an, wie man seine Leute behandelt. Nur Geld allein, macht dich nicht zu einem guten Anführer«, bestätigt Rill.

»Wir können doch offen reden, oder?«, fragt Rill Reeve vorsichtig. »Natürlich!« »Habt ihr vielleicht einen guten Rat? Basilus… was soll ich mit ihm machen?« Reeve schaut sichtlich verwirrt. »Ist euch das nicht aufgefallen? Er steigt meiner Tochter nach.« »Oh, achso. Da hab ich was gesehen, ja«, erinnert sich Reeve. »Meine Frau und ich, wir beobachten das genau. Noch ist alles sehr spielerisch. Solange das so bleibt, ist alles gut. Ich wollte ihn schon entlassen, aber das möchte ich ihr nicht antun«, berichtet der besorgte Vater. »Verstehe, die arrangierte Ehe. Muss nicht ganz einfach für sie sein.« »Ich kann es nicht mehr ändern. Nur was ist mit Basilus?« »Warum? Sie bleibt in Timor und er reist mit euch zurück«, gibt Reeve zu bedenken. »Ja. Ja, das schon. Vielleicht kannst du mal fragen und mehr herausfinden. Oder einer deiner Freunde bitten?« »Dalvenea wäre eine gute Wahl. Ich schau mal.«

Rill bedankt sich und teilt seine Gedanken: »Es ist auch nicht einfach für mich, sie dort zu lassen. Aber Geschäft ist Geschäft.« In seinem Gesicht ist Entschlossenheit, aber auch Sorge zu sehen. Welfus hat zeitgleich Sorgen den Wagen auf der Straße zu halten. Rill schaut ihn sehr enttäuscht an und seufzt: »Ach ja, dein Wolf. Ihr wolltet mir ja noch erzählen, wie es dazu gekommen ist.« Und auch ihm erzählt Reeve die Geschichte, wie er Loona kennengelernt hat.

Auch Dalvenea genießt ihre Zeit mit einem guten Gespräch. Aavaa lädt sie ein, auf die Wagen aufzusteigen. Dieses Angebot nimmt sie natürlich an. Schanta lächelt schüchtern. »Wie war eure Nacht? Gut geschlafen?«, fragt Nea in die Runde. Aavaa übernimmt das Reden: »Nicht all zu lang. Aber wir haben uns etwas erholen können.« Schanta versucht mit größter Mühe, nicht an den Kuss von letzter Nacht zu denken und weicht allen Blicken aus, als könne sie so, der Situation entfliehen. Aavaa kichert bei dem Anblick und auch Rubia schmunzelt. Dalvenea reagiert gelassen und zwinkert ihr zu: »Keine Sorge. Um mich brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Wir können ganz normal miteinander reden.« Schanta entspannt ihren Körper und versucht es, gelassen zu nehmen.

»Sag mal, hast du eigentlich Interesse an jemandem?«, fragt Aavaa interessiert. Sie sieht Dalvenea als Vorreiterin in Sachen Offenheit an. »Naja, momentan kein ernstes. Welfus ist aus eurer Gruppe noch interessant.« »So, so. Spielst du eigentlich mit den Leuten?«, hakt Schanta nach. »Das würde ich so direkt nicht sagen. Ich habe Spaß am Flirten und daran, die Reaktion des Gegenübers zu sehen. Sagt mir jemand, dass er es nicht möchte, habe ich kein Problem damit, aufzuhören. Und denkt einer, ich will mehr, liegt das nicht in meiner Hand. Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Ihre Vorstellungen haben nichts mit mir zu tun. Die Menschen sind es einfach nicht gewöhnt, dass man die Sache als Frau selbst in die Hand nimmt. Ein weiterer Pluspunkt ist: Ich bekomme in der Taverne mehr Trinkgeld. Sie können einfach nicht sehen, dass es Teil der Arbeit ist. Das ist für mich schon sehr böse geendet..«, beantwortet Dalvenea die Frage wahrheitsgemäß und fasst sich an ihre Narbe. Kurzes Schweigen bis sie zusammenfasst: »Genug davon, Kurzfassung: Ich mag es einfach.«
»Danke für die Antwort!«, erwidert Aavaa höflicherweise, da sie die Hälfte der Sachen nicht nachvollziehen konnte. Ihre Erfahrungen mit der Welt sind gänzlich unterschiedlich. »Und was ist mit Tonius? Wie findest du den?«, führt sie die Unterhaltung fort. Schanta huscht aus dem Wagen. Die Mädchen tauschen ihre Meinungen zu Tonius aus. Alle sind sichtlich begeistert von seiner freundlichen, einnehmenden Persönlichkeit. »Was ist mit Reeve und dem wilden Tier?«, möchte Aavaa weiter wissen. Bei ihrer Frage formt sich ihr Gesicht zu einer abschätzigen Grimasse. Dalvenea ist erzürnt und erklärt haargenau, was falsch an ihrer Aussage und ihrer Annahme ist.

Schanta kehrt zurück und fragt, über wen gerade gelästert wird. »Über Reeve, das Landei«, sagt Rubia. Offensichtlich ohne Einsicht. »Ja, Varase war schon groß für ihn«, gibt Dalvenea zu. Die drei Mädchen lachen: »Greifenstein ist hundertmal größer.« »Dass in Greifenstein alles größer ist, hat Welfus mir schon erzählt«, erwidert Dalvenea sichtlich auf eine Sache abzielend. Das Lachen schallt nur so. Rubia versteht nichts und kichert aus Anstand mit.

»Und was hat es mit Chimia auf sich?«, fragt Schanta. »Ja, Chimia ist die Beste. Sie ist so freundlich und hilfsbereit. Sie war die erste, die sich meiner angenommen hat als ich in Broscia ankam. Mit ihr ist auch Schweigen schön, sonst rede ich immer gerne und viel.« »Mit jemandem schweigen zu können, ist wertvoller als mit jemanden reden zu können«, entgegnet Schanta. »Absolut. Dir wurde schon Wahrheit eingeflößt«, erwidert Dalvenea mit einem Zwinkern.« Schanta versucht sich an einer Antwort, doch nur ihr Gesicht gibt eine klare Auskunft. »Du bist sehr schön, wenn deine Wangen erröten«, schließt Dalvenea ihren Offensive ab. Sie tratschen weiter über die Unwichtigkeiten des Lebens und ihren Reisen.

Ein verhängnisvoller Abend

Gegen Abend kommt die Karawane an einem großen See vorbei und sie beschließen, ihr Nachtlager dort aufzuschlagen. Während die Mädchen, unter ihnen auch Nea und Chimia, schwimmen gehen, bauen die anderen die Zelte auf.

Tonius und Reeve arbeiten zusammen. Sie unterhalten sich über die Leute, mit denen sie bisher geredet haben. Basilus empfinden beide als äußerst netten Zeitgenossen, doch Marcus können beide nicht leiden. »Ich gehe ihm aus dem Weg. Eine Unterhaltung hat mir gereicht«, verkündet Reeve. »Ich auch! Er sagt, ich sei kein richtiger Priester und solle mir das mit Timoria nochmal überlegen. So eine Dreistigkeit!«, ergänzt Tonius und erntet Zuspruch. »Wollen wir Basilus unter die Arme greifen?«, fragt der Prediger, als das Zelt sicher steht. »Natürlich!« Dankbar für die Hilfe, weist Basilus sie an, was zu tun ist. Reeve erhält die ehrbare Aufgabe, Zwiebeln zu schneiden. Seine Arbeit liebend erklärt Basilus, wie man für eine große Gruppe kocht und auf welche Feinheiten man achten sollte.

Eine Stunde vergeht, ehe die Damengruppe vom See in Richtung Lager tritt. Basilus wirft einen erwartungsvollen Blick in ihre Richtung. Tonius räuspert sich: »Hast du mal überlegt, ihr zu sagen, was du empfindest?« Die Worte strömen nur so aus Basilus: » Wie soll ich das denn machen? Ich bin nur ein einfacher Koch. Wie stellst du dir das vor? Soll ich mit ihr weglaufen?« »Ist das deine Idee? Ich weiß nicht. Rill hat mich ehrlich gesagt auch auf die Situation angesprochen«, gibt Reeve zu. Basilus Augenbrauen ziehen sich zusammen: »Du wurdest angesetzt?« »Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Er hat mich nach Rat gefragt. Ich wusste aber auch nicht, was ich sagen soll.« »Was soll ich denn nur machen?«, jammert Basilus. »Vielleicht kann Dalvenea dir helfen. Sie scheint sich gut mit ihnen zu verstehen.« »Rill wird niemals irgendwas in diese Richtung erlauben. Welfus wird mir eine mitgeben! Er ist sehr aufbrausend«, führt Basilus seine Verzweiflung fort. Reeve bestätigt: »Das habe ich schon bemerkt. Es ist nicht unauffällig.« Tonius pflichtet bei: »Wenn Reeve das auffällt, dann muss das was heißen. Ich denke weiter über eine Lösung nach.« Für den Seitenhieb erntet er von Reeve einen bösen Blick.

Chimia und Dalvenea kommen auf ihre Freunde zu und ehe man sich versieht, überrumpelt Reeve Nea schon mit ihrer neuen Aufgabe, herauszufinden, wie Aavaa wirklich zu Basilus steht. Nea ist geschockt und kann nicht glauben, dass sie bisher nichts davon mitbekommen hat. »Tja, warst halt mit anderen Dingen beschäftigt«, gibt Reeve ihr einen Seitenhieb. In der Ferne stehen die drei Mädchen, tuscheln und zeigen dann in unsere Richtung. Basilus wird es zu unangenehm. »Bitte geht. Ich möchte mich in Ruhe um das Essen kümmern.« Seinem Wunsch wird Folge geleistet.

Reeve informiert Nea nun im kleineren Kreis über die Aufgabe. »Bekommen wir denn auch was dafür?«, hakt sie nach. »Warum? Wir laufen hier kostenlos mit und bekommen sogar Essen gestellt.« »Oh, ja, da hast du Recht«, gibt Nea zu. »Außerdem ist das doch eh deine liebste Beschäftigung dich in Liebesbeziehungen einzumischen«, neckt Reeve. »Das stimmt so nicht! Ich kreiere gerne meine eigenen und mische mich nicht in andere ein«, verteidigt sie sich und gibt ihrem Freund einen Schlag gegen die Schulter. Reeve erwidert ihre Geste und erntet dafür einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.

Kurze Zeit später ist das Essen bereit und alle lassen es sich gut gehen. Tanz, Speis und Trank – was will man mehr? Nachdem sie aufgegessen haben, setzt sich Dalvenea zu Welfus. Er ist abweisend, doch lässt sich auf Geplänkel ein. Schließlich geht er, um für die beiden Wein zu holen. Dankend nimmt Nea an. Zum einen, weil er wirklich ein interessanter Zeitgenosse ist. Zum anderen, weil sie noch einige Informationen aus ihm herausholen möchte. Tatsächlich lassen sich einige alte, aber auch neue Erkenntnisse gewinnen. Onus war lange in Aavaa verliebt. Aavaa und Basilus sind ein allseits bekanntes Geheimnis. Seiner Ansicht nach ist es aber nichts ernstes. Misha macht sich an Onus run, welcher es aber ins Leere laufen lässt. Welfus vermutet, Geld ist mehr von seinem Interesse. Nea ist der Ansicht, seltene Tiere sind seine höchste Priorität.

Welfus hat von Nea und Schantas Kuss erfahren. »Es ist eine Erfahrung wert«, witzelt sie. »Ist das eine Aufforderung?«, raunt er. »Vielleicht später«, winkt Nea ihn ab. Sie plänkeln und plaudern weiter.

Chimia und Reeve lauschen der Musik. Misha setzt sich zu ihnen, um zu reden, doch merkt sie schnell, dass die beiden eher nicht an einer Unterhaltung interessiert sind und verzieht sich mit hängendem Kopf.

Marcus geht als Erster zu Bett. Andere kommen und gehen, sitzen hier und dort. Geplauder beginnt und endet. Die Stimmung ist äußerst gelöst. Alle genießen die angenehme Gesellschaft. Chimia und Reeve werden immer mal wieder angesprochen. Nichts hält lange, aber trotzdem sind sie froh über das Interesse. Tonius und Malaka spielen mal zusammen, mal getrennt.

Dalvenea sitzt noch immer mit Welfus. Er kann nicht so wirklich von ihr ablassen und niemand scheint auf sie zukommen zu wollen. Beiden steht die Müdigkeit durch die Reise ins Gesicht geschrieben. Unwissend, wie sie elegant von selbst aus der Situation entkommen kann, gibt Nea Chimia ein Zeichen. Sie erkennt es sofort und steht auf, um ihre Freundin abzuholen. Tonius sieht, dass sie ins Bett gehen wollen und bietet an, die erste Wache zu übernehmen. Chimia bietet an, die nächste zu halten. Mehr braucht Tonius nicht wissen und widmet sich seinem Klangspiel. Auch Reeve geht ins Bett und gemeinsam schlafen sie zu den seichten Klängen der Laute ein.

Nach zwei bis drei Stunden wird Chimia von Tonius geweckt. Ehe sie etwas sagen kann, ist Tonius schon eingeschlafen. Draußen ist das Feuer noch am flackern. Sie genießt die frische Luft und sieht Basilus vom See kommen. Er geht wortlos an ihr vorbei. Auf ihren »Gute Nacht»-Wunsch winkt er nur. Der Rest ihrer Wache vergeht ereignislos.

Sie weckt Dalvenea, welche schlaftrunken nach dem Grund fragt. »Du bist jetzt dran.« Kaum spricht Chimia diese Worte aus, wiehern die Pferde. Sofort schießt sie aus dem Zelt, um nach den Pferden und den Grund ihres Unwohlseins zu schauen. Die Pferde werden durch Chimias Nähe beruhigt und eine Prüfung bestätigt, sie sind noch fest angebunden. Nea macht sich währenddessen auf und setzt sich neben das Feuer nieder. Immer noch im Versuch, richtig wach zu werden. Chimia gibt ihrer Freundin Bescheid, dass nichts zu sehen war und legt sich schlafen. Es beginnt zu tröpfeln, doch nichts, was Sorgen machen müsste. Abschließend ist Reeve dran, Wache zu halten. Um ihn zu wecken, kommt Dalvenea auf drei Zentimeter an Reeve sein Gesicht. In der Hoffnung, ihn erschrecken zu können, wenn er wach wird. Leider wird ihr diese Genugtuung nicht vergönnt. Er erschreckt kein bisschen: »Ich dachte nicht, dass du das während eines Wachwechsels machen willst.« »Huh? Was meinst du?«, entgegnet Nea irritiert. »Nichts, nichts.«

Reeve geht unbeeindruckt zur Wache. Auch seine vergeht ereignislos. Gegen Ende, im Morgengrauen, taucht Basilus auf. Er beschwert sich über seinen Schlaf und Reeve pflichtet bei. Der Koch möchte sich erstmal frisches Wasser holen und geht hinunter zum See. Einige Augenblicke vergehen, die wie eine Ewigkeit wirken.

Ein Schrei durchschneidet die Luft. Er kommt vom See. Reeve springt auf und rennt augenblicklich los. Er erkennt am Ufer, einhundert Schritte vom Lager entfernt, Basilus, der auf dem Boden kniet und panisch in seine Richtung schaut. Je näher Reeve kommt, desto mehr erkennt er die Situation.

Es ist ein Körper.
Leblos und blass.
Es ist Aavaa, die dort tot am Ufer liegt.

Abschließende Worte

Soweit von den weiteren Abenteuern von Reeve, Chimia und Dalvenea. Was ist mit Aavaa geschehen? Werden Sie Timor je erreichen? Wird der Greifenschädel dank ihrer Opfergabe sprechen? Wir finden es heraus und hoffen, davon berichten zu können.

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