Die Saga des sprechenden Schädels (2)

Kapitel 1

Was bisher geschah

Es ist der Frühling des Jahres 55 nach der Finsternis auf der Estlichen Welt. Die drei Jugendlichen Reeve, Chimia und Dalvenea bereiteten sich auf die Pilgerreise nach Timor vor. Diese gilt in der Region der sudlichen Leere als Übergangsritual zum Erwachsensein. Innerhalb dieser Vorbereitungen versuchen sie, gemeinsam mit Ikkirus, dem örtlichen Gelehrten, ein Ansurum, einen goldenen Vogel zu finden. Sie finden ein Nest und können eine goldene Feder sichern. Vor der Höhle, die die Brutstätte enthält, treffen sie auf eine weitere Jugendgruppe und es kommt nach einigen Provokationen der Gegenseite zu Handgreiflichkeiten, die Chimia mit ihren Kampfkünsten beenden kann. Nach ihrer Rückkehr in ihren Heimatort Broscia muss die Gruppe allerdings feststellen, dass die anderen Jugendlichen eine gänzlich andere Geschichte erzählen. Asta, die Dorfälteste und Priesterin der Timoria, beschließt daher, dass es besser wäre, wenn die drei Freunde ohne die größere Gruppe aus dem Dorf die Reise fortsetzen, damit es zu keinen weiteren Streitigkeiten kommt, und am nächsten Tage bereits aufbrechen sollen.

Die ersten Abenteuer dieser Rollenspielrunde wurden in Dämonenbote 112, Follow 462 veröffentlicht.

Aufbruch

Am nächsten Morgen trifft sich die Gruppe und bespricht ihr weiteres Vorgehen. Da ihre Abreise und damit der Beginn der eigentlichen Pilgerreise bevorsteht, entscheiden sie sich, ein letztes Mal mit Asta, der Dorfältesten, zu reden und sich zu verabschieden. Die Priesterin erklärt ihnen den groben Weg nach Timor. Der Straße nach Nor ungefähr 5 Tage folgen, bis man in dem Ort Varase ist. Dort biegt man links ab, um nach Timor zu gelangen, denn würde man geradeaus weitergehen, so käme man nach einem Monat in Greifenstein an. Dankend verabschiedet sich die Gruppe und Asta gibt abschließend einen Segen mit auf den Weg.

Die Drei beschließen nun, Rana, die Heilerin des Ortes, aufzusuchen. Immerhin soll sie dabei helfen, Ikkirus zu besänftigen. Schließlich muss er die zu untersuchende Ansurumfeder einen Tag früher zurückgeben als geplant. Als die Ärztin nicht in ihrem Haus aufzufinden ist, schauen sie in der Taverne »Gelber Esel» vorbei. Ist sie dort nicht vertreten, so kann man immerhin Zoglos befragen. Als Wirt hört man allerlei Tratsch und weiß, um die Gewohnheiten seiner Gäste. Und so kommt es dann auch. Im Gespräch zwischen Dalvenea und Zoglos kommt heraus, dass sie um diese Uhrzeit durch das Dorf läuft und nach den Alten schaut. Ebenso ergattert sie noch ein paar Käsestückchen und eine angebissene Wurst. Bereichert mit Informationen und Proviant, dankt und empfiehlt sich die Gruppe.

Über den Dorfplatz in Richtung Ikkirus schreitend, trifft man in der Tat auf Rana. Sie begleitet die Gruppe zum Gelehrten, welcher die Ärztin willig und die Truppe widerwillig hineinlässt. Ikkirus serviert Tee und prahlt mit seinem Schaffen. Nach einer kleinen Diskussion, viel kleiner als gedacht, erhält die Gruppe die in Papier eingeschlagene Feder zurück. Zusätzlich dazu, die versprochenen Münzen im Wert von zwei Hühnern. Rana und Ikkirus erzählen noch von einem Hof, der einem alten Witwer, Julius, gehört. Dieser bringt gerne Pilgergruppen unter und sei zwei Tage von Broscia entfernt. Rana bittet uns, Grüße zu überbringen. Natürlich stimmt die Gruppe zu und verabschiedet sich, den auffällig unauffälligen Drängen von Ikkirus folgend.
Am späten Morgen verlassen die Drei Broscia. Es ist ein lauer Frühlingsmorgen, der perfekte Start ihrer Pilgerreise. Wie geraten, folgen sie der in die Jahre gekommene Straße nach Nor. Vorbei an Brachland und vereinzelten Wäldern, vergehen Tage ereignislos. Am Ende des zweiten Tages kommen sie an dem beschriebenen Gehöft an. Es besteht aus mehreren Wohnhäusern, vielen Scheunen und Schuppen.

Die Gruppe geht zu einem Haus, in dem noch Licht brennt und klopft an. Ein Knecht macht die Tür auf und stellt sich als Leonidas vor. Chimia erklärt unsere Situation und fragt nach einem Schlafplatz. Dies verwirrt den Knecht, seien wir doch einen Tag früher angekommen als angenommen. Wir bieten an, auch bei der Arbeit zu helfen, sollten wir ungelegen kommen. Leonidas zieht sich zurück, um den Umstand dem Gutsherren zu überbringen.

Einige Augenblicke später kehrt er zurück und überbringt uns die Nachricht, dass ein Schlafplatz kein Problem sei. Freudig begleitet die Drei den Knecht zur Scheune. Es wird sich unterhalten. Dabei kommt heraus, dass Ikkirus ein Schummler ist, der sich mit Julius mal um Geld geschritten hat. Ebenso wird gebeten, die Grüße von Rana an diese weiterzugeben. In der Scheune angekommen, zeigt Leonidas den Heuboden. Er gibt den Tipp, nicht das Wasser aus dem Bach zu trinken, da alle, die davon trinken, krank werden. Julius selbst, viele Knechte und auch das Vieh seien schon betroffen. Dalvenea erkennt, dass der Knecht ein Alkoholproblem hat und wohl deshalb nicht so beeinflusst von der Wasserkrise ist. Sie fragt ihn nach etwas Hochprozentigen. Dieser zögert und stimmt schließlich zu, überredet durch ihre Attraktivität und ihr Auftreten. Währenddessen schaut sich Reeve um und sieht viel Hühnerschiss. Die genaue Ursache ist für ihn unbekannt, doch hängt es wahrscheinlich mit dem Wasser zusammen.

Gegen Mitternacht klopft es an der Tür. Chimia schläft unbehelligt weiter. Doch Dalvenea wacht auf und weckt Reeve, damit er ihr Rückendeckung geben kann. Sie klettert herunter und öffnet die Tür. Vor ihr steht Leonidas mit einer Flasche gegärten »Hoch»prozentigen. Er flirtet mit ihr und hat augenscheinlich gut einem im Tee. Dalvenea steigt ein und wickelt ihn elegant um den Finger; gerade ausreichend, dass er sich geschmeichelt fühlt, doch zu wenig das signalisiert, dass mehr gewünscht ist. Kurz später ist er abgeschüttelt und Dalvenea steigt zurück ins Bett. Reeve lacht sich ins Fäustchen und erntet einen bösen Blick, bevor sich wieder zur Ruhe gelegt wird.

Am nächsten Morgen wird die Gruppe mit den Hühnern wach, welche mit uns die Scheune verlassen. Ein älterer Herr kommt auf uns zu, gezeichnet durch Krankheit. Er stellt sich als Julius vor. Dalvenea lobt seinen Knecht Leonidas, der außerordentliche Gastfreundschaft bewiesen hat. Doch entgegen ihrer Erwartung ist er überhaupt nicht begeistert. Dennoch bittet Julius, flussaufwärts zu schauen, ob nicht irgendein Tier im Wasser verendet sei und der Grund für das schlechte Wasser sei. Hilfsbereit, wie die Gruppe eben ist, stimmen sie zu und laufen in Richtung Fluss. Schon einige Meter entfernt, hören sie die nun laute Stimme von Julius, die den Knecht anschreit und Anweisungen gibt, bevor er in sein Haus eintritt. Dalvenea schaut in Richtung Knecht und hebt die Hand zum Gruße. Leonidas erwidert ihn, ehe er im Stall verschwindet.

Die Herrin und der Herr des Waldes

Flussaufwärts laufend, erreicht die Gruppe einen Wald. Hinein in das Dickicht, weiter dem Bach entlang, kommen sie gegen Mittag an einen großen Hirsch, der verwest im Wasser liegt. Mit vereinten Kräften ziehen das Tier heraus, wobei Verletzungen im Brustbereich zum Vorschein kommen. Wahrscheinlich ist es bei einem Revierkampf getötet worden. Chimia will das Geweih mitnehmen, da es sicherlich einen Nutzen haben kann. Sie beginnt, den Kopf abzutrennen, was härtere Arbeit zu werden scheint, als bisher angenommen.

Loona gibt Reeve ein Zeichen, etwas gewittert zu haben. Er scheint sich unauffällig um und erkennt zwei kleine Gestalten, die sich im Schutz der Bäume und Gebüsche verstecken. Reeve flüstert Dalvenea die Erkenntnis zu, woraufhin sie erwidert, dass es kitzelt und er nicht flüstern soll. Er wiederholt es noch ein wenig lauter und wird prompt gestoppt durch ein »Doch nicht so laut, sonst hören sie es noch.« Perplex durch die Situation schaut Reeve Nea unbeeindruckt an, während sie sich diesmal ins Fäustchen lacht.

Scheinbar ziellos schlendern die beiden durch den Wald, lose entgegen der Gestalten. Die Finte erkennend, rennen die beiden Unbekannten davon. Geradewegs in Loonas Richtung, welche sich von hinten angeschlichen hat. Reeve rennt hinterher. Die Zwei erschrecken sich vor dem Wolf und bleiben stehen. Angekommen, entpuppen die beiden sich augenscheinlich als Kinder. Ein jüngerer ist um die 8 Jahre alt und eine ältere um die 10 Jahre alt. Reeve ruft Loona zurück, um guten Willen zu zeigen und grüßt freundlich. Der Jüngere versteckt sich hinter der Älteren, die fragt, was wir hier machen. Reeve erwidert, dass er die gleiche Frage stellen könnte. »Wir haben zuerst gefragt.« Geschlagen gegeben, erklärt Reeve, warum wir hier sind und gibt die Frage zurück.

Das Mädchen beschreibt sich und ihren Begleiter als die Besitzer des Waldes, die Herrin und den Herr des Waldes. Reeve erzählt von unserer Absicht, den Menschen zu helfen, und deshalb den Hirsch verschoben haben. Die Herrin des Waldes gibt an, dass sie nichts damit zu tun hätten, was mit dem Rotwild passiert sei. Dalvenea ist mittlerweile hinterhergekommen und sowohl sie als auch Reeve erkennen, dass in dieser Aussage eine Lüge steckt. Die Unterhaltung entwickelt sich zu einem Gespräch über Julius, den Wald und den Tod, besonders den des Hirsches. Schließlich mutiert es zu einem psychologischen und philosophischen Austausch über die Bedeutung des Lebens und der Frage, ob ein Tier nach dem Tod noch ein Tier sei und damit zur Natur und dem Wald gehöre.

Dalvenea macht sich mit ein paar Aussagen ziemlich unbeliebt. Zum Beispiel, dass sie zurück zu Julius gehen würde, wenn es nochmal geschieht und sie verraten würde. Ihren taktischen Fehler erkennend, geht sie zurück zu Chimia. Noch hörend, wie Reeves Benehmen im Vergleich zu ihrem in den Himmel gelobt wird. Bei ihrer Freundin angekommen, warten sie gemeinsam, bis Reeve zurückkehrt. Chimia hat mittlerweile den Kopf des Hirsches in der Hand.

Reeve und die Herrin des Waldes reden weiter über den Grund unseres Treibens und darüber, wie er sie entdeckt hat. Sie fragt ihn, ob er Rat haben möchte, und erholt seinen gedanklichen Fragenkatalog hervor. Getrieben von seiner Neugier versucht er, richtige Antworten über die Begegnung und ihr Sein zu bekommen, doch bekommt nur Rätsel und wirres Gefasel. Reeve gibt auf und verabschiedet sich von den beiden.

Bei seinen Freunden angekommen, versucht er Chimia umzustimmen, den Kopf zurückzulassen. Doch sie lässt sich nicht beirren und beharrt darauf ihn mitzunehmen. So machen sie sich auf den Rückweg.

Nach einer Weile wird der Kopf richtig schwer und Dalvenea hilft Chimia ihn zu tragen. Reeve läuft ihnen hinterher. Bevor sie aus dem Wald heraustreten, dreht er sich noch einmal um. Er sieht die beiden Kinder, die die Hand zum Gruß heben und anschließend wieder hinter den Bäumen verschwinden.

Am späten Nachmittag erkennt die Gruppe das Gehöft am Horizont. Rauchschwaden. Dalvenea und Chimia lassen sofort den Schädel los und rennen. Reeve und Loona hinterher. 250 Schritte vom Gehöft entfernt wird deutlich, dass zwei Häuser in Flammen stehen. Noch einhundert Schritte und keine Menschenseele zu erkennen. Die Flammen scheinen sich nicht weiter auszubreiten. Der Windstille sei Dank. Die Dächer brennen. Sie gehören einem Lager und einem Schweinestall. Panisches, lautes Quieken. Dalvenea öffnet die Tür und sofort ergreifen einige Schweine die Chance zur Flucht. Weitere sind bereits verendet. Reeve sucht nach der Ursache für das Feuer. Es ist für ihn äußerst verwunderlich, dass das Feuer schon lange zu brennen scheint, doch nicht weiter übergreift. Einzig das Dach fällt den Flammen zum Opfer. Die Grundfeste scheinen noch nicht komplett angegriffen worden zu sein.

Nachwehen eines Überfalls

Dalvenea macht sich auf den Weg zum Haupthaus, um zu alarmieren und Hilfe zu holen. Viele Spuren sind auf dem Boden zu erkennen. Merkwürdig, wo doch niemand zu sehen ist. Sie lässt ihren Blick streifen. Tatsächlich scheinen alle Gebäude um den Rundplatz von außen barrikadiert zu sein. Chimia ist ihrer Freundin dicht auf den Fersen. Tatkräftig versucht sie, den Stamm, der vor einer Haustür gelegt worden ist, wegzuziehen. Natürlich mit Erfolg. Sie reißt die Tür auf. Leonidas liegt bewusstlos auf dem Boden. Eine frische Platzwunde auf seinem Kopf ist deutlich sichtbar. Chimia tut ihren Fund kund. Sogleich sucht sie einen Krug Wasser, um Leonidas zu wecken. Sie wird fündig und wirft ihm das Wasser ins Gesicht. Kurz öffnet er die Augen, bevor er in die Bewusstlosigkeit zurückfällt.

Reeve und Dalvenea lassen einen weiteren Blick über den Hof schweifen und erkennen, dass dort einiges vorgefallen sein muss. Viele Fußspuren, durcheinander und in alle Richtungen zeigend. Menschen, Hufe, aber auch Wolfspfoten haben ihren Abdruck hinterlassen. Die Tür des Hühnerstalls, in dem die Gruppe schlief, ist weit offen. Federn liegen wild herum. Sich auf sein Geschick als Jäger verlassend, untersucht Reeve die Spüren genauer. Für ihn wird deutlich, dass die Spuren schlussendlich nach Nor zu gehen scheinen und zu einer größeren Gruppe gehören.

Aus dem Haus ganz im Nor des Hofes werden Hilferufe laut. Gemeinsam rennen die Drei hinüber. Reeve hievt den Baumstamm zur Seite, als wäre es nichts. Er öffnet die Tür und entgegen kommt eine alte Frau. Sie berichtet aufgeregt, dass kurz nachdem wir aufgebrochen sind, eine Gruppe kam. Mittlerweile seien sie aber wieder verschwunden. An ihre Mitmenschen denkend, läuft die Frau zu dem nächstgelegenen Haus. Reeve hilft ihr auch diese Barrikade aufzuheben. Dalvenea und Chimia tun es ihnen gleich. So werden nach und nach alle Baumstämme entfernt und die Menschen aus ihren Häusern befreit. Glücklicherweise ist niemand schwerer verletzt.

Bei der Interaktion mit den Bewohnern des Hofes fällt auf, dass es neben den Erwachsenen auch ein, zwei Kleinkinder und einen Säugling gibt. Es herrscht aber eine seltsame Altersstruktur. Die Bevölkerung von gut zwanzig Leuten ist erschöpft und angeschlagen. Zuletzt wird das Haus von Julius befreit. Die Gruppe kommt nicht umhin zu denken, warum gerade er als letztes befreit wird. Doch Julius selbst ist nicht aufzufinden, nur seine Magd. Diese erzählt, dass Julius von der Bande mitgenommen wurde.

Ein paar Knechte sind beisammen und kümmern sich darum, dass das Feuer nicht weiter übergreift. Mit Wassereimern bewaffnet, schauen sie den Feuern zu, und stellen sicher, dass es kontrolliert abbrennt. Andere erfassen den Verlust von Vorräten und Tieren und sammeln die entlaufenen Schweine wieder ein.

Gemeinsam schauen sich Reeve, Dalvenea und Chimia die Spuren an. Es scheinen zwei unbeschlagene, aber vermutlich berittene Ponys oder Pferde zu sein, die sehr schnell unterwegs waren. Fünf bis acht Menschen sind zu Fuß vom Wald im Suden und später nach Nor über die Brücke gegangen.

Nachdem die Menschen die Häuser und Ställe durchschauten, sammeln sie sich vor ihren Wohnhäusern. Einige Knechte schneiden aus den noch guten Teilen der verbrannten Schweine das Fleisch. Dalvenea und Chimia fragen freundlich nach, ob sie helfen können. Ihre Hilfsbereitschaft wird unhöflich und misstrauisch abgelehnt.

Schultern zuckend treffen sie wieder auf Reeve und werden prompt von Leonidas konfrontiert, ob sie nicht auch zur Bande gehören. Chimia erklärt die Situation und die Geschehnisse aus ihrer Sicht. Er scheint seinen Zweifel abzulegen und erzählt, dass alles sehr schnell ging. Kaum hatte er die Unholde gesehen, hatte er auch schon einen Knüppel über den Kopf gezogen bekommen. Weiterhin berichtet Chimia, dass Julius mitgenommen wurde. Leonidas schnauft und schiebt die Schuld für den ganzen Schlamassel auf Julius selbst. Er hätte Waisenkinder weggeschickt. Winter für Winter mussten welche gehen. Dies sei nun die Rache.

Der Sohn von Julius, Jaros, mit anderen Knechten auf dem Weg nach Varase, um Güter zu verkaufen. Die Gruppe bietet ihre Hilfe an, doch ist noch nicht bekannt, wo genau geholfen werden kann. Vielleicht könnte die Hauptgruppe der Pilger aus Broscia am kommenden Tage helfen.

Reeve erwähnt im Gespräch mit Leonidas die Begegnung mit den Kindern, der Herrin und dem Herrn des Waldes. Mutmaßlich könnten diese auch von einem anderen Hof stammen, der ebenfalls Kinder fortschickt, wenn die Nahrung nicht ausreicht. Der Knecht gibt den Rat, auf dem weiteren Weg Vorsicht walten zu lassen. Auch bittet er die Gruppe, in Varase über den Vorfall zu berichten oder davon auch den Toku zu erzählen, sollte man auf welche treffen. Natürlich wird dem zugestimmt. Leonidas wird wacklig auf den Beinen und Dalvenea hilft ihm, sich hinzusetzen. Um das Gespräch auf einen positiven Abschluss zu bringen, fragt er, was wir denn als Gabe dabei haben.

Chimia, die sich zwischendurch aus der Affäre gezogen hatte, um ihren Schädel zu holen, ist mittlerweile wieder da und zeigt ihn stolz hoch. »Ich möchte es hiermit probieren». Dalvenea ergänzt: »Und ein paar Daunen und eine Feder eines Ansurum.« Der Knecht staunt nicht schlecht. Er selbst hat nur durch Geschichten von diesem Vogel gehört. Abschließend wünscht er viel Erfolg und drückt uns die Daumen, dass wir sicher zum Ziel gelangen. Nach der Verabschiedung reist die Gruppe in Richtung Nor, dem Weg entlang zum weiteren Zwischenziel Varase. Mit einem letzten Blick zurück sieht Dalvenea noch Leonidas, der bereits zusammengesackt und eingeschlafen ist.

Ankunft in Varase

Dalvenea und Chimia sind neben der Spur – im wahrsten Sinne. Reeve hält sie auf der Straße und sorgt dafür, dass die Gruppe sicher in Varase ankommt. Am Vormittag des übernächsten Tages ist es soweit. Vor ihnen erstreckt sich eine Siedlung, dreimal größer als ihr Heimatdorf Broscia. Deutlich städtischer mit vielen Gebäuden neuerer Bauart. Wenige Bauernhöfe sind zu erblicken, dafür viele Schmieden und Kneipen. Spezialisierte Händler bieten ihre Waren an, es herrscht reges Treiben. Varase lebt durch die Straße, an der es liegt.

Es ist beschlossene Sache, den Sohn von Julius zu finden. Aber wie hieß er nochmal? Wie sieht er aus? Ohne Informationen schlendert die Gruppe tiefer in die kleine Stadt. Er müsse sicherlich auf dem Markt zu finden sein, immerhin sollte er Güter des Hofes verkaufen. Geschickt bastelt Reeve aus einem Seil eine behelfsmäßige Leine für Loona. Dennoch gehen die Bewohner ihnen aus dem Weg und holen die Kinder rein. Immerhin meiden sie nur und werden nicht feindselig. Schließlich kommt die Gruppe auf einem Marktplatz an, es ist nur wenig los. Die ersten Marktstände sind aufgebaut und säumen den Platz vor einem großen Gebäude, das eine Mischung aus Rathaus, Tempel und Stadtwache zu sein scheint. Eine Traube von Jugendlichen steht vor einem Altar und wohnt einer Andacht bei. Chimia tritt näher an die Menge heran und lässt Dalvenea abgesprochener Weise mit dem Schädel in der Hand zurück.

Sie hört die Sage von Timoria. Ja, diese Geschichte kannte sie sehr gut. Bekommt man sie doch immer wieder von den Priesterinnen zu hören. Doch der Erzählende vor ihr war ein Mann in farblich passenden Gewändern. Wie kann das sein? Nur Frauen konnten Priesterinnen von Timoria werden. Von Priestern hatte Chimia noch nie etwas gehört. Seltsam.
Seine engelsgleiche Stimme und sein attraktives Aussehen zog die Masse wahrlich in den Bann. Gerade die erste Reihe hing förmlich an seinen Lippen. Chimia hatte genug von dem Gerede, alles altbekannt. Sie kehrt zur Gruppe zurück und erzählt, was sie erspähen konnte.

Es war Zeit sich, der Aufgabe zu widmen. Die Gruppe steuerte den erstbesten Stand an. Er gehörte einer älteren Frau, die Stoffe anbot. Sie wirbt für verschiedene Farben, Arten und auch kleinere Kleidungsstücke wie Kopftücher, natürlich thematisch mit der Pilgerreise abgestimmt. Doch nachdem Dalvenea alle Angebote ablehnt und nur nach Informationen über den Sohn von Julius fragt, schickt sie uns ohne weiteres Wenn und Aber eingeschnappt einen Stand weiter.

Ein Mann, der Leder verkauft. Der Ehemann der Stoffhändlerin. Wie passend. Nachdem wir ihm unsere Erlebnisse auf dem Hof schilderten, wird er redselig. Julius Sohn heißt Jaros. Jeder Besuch spielt sich gleich ab. Er verkauft sein Gut, geht mit Händlern einen trinken, am nächsten Morgen kauft er Waren und zieht los gen Heimat. Der Lederhändler deutet auf eine Richtung und erklärt, dass dort das Haus sei, in dem Jaros unterkommt. Doch bevor sich bedankt und losgezogen werden kann, bietet der Verkäufer einen Handel an, den Schädel gegen eine seiner besten Taschen. Chimia lehnt ab. Ihr Schädel bleibt bei uns. Da kann noch so ein gutes Angebot kommen. Im Gegensatz zu seiner Frau reagiert er gelassen auf die Ablehnung seines Geschäftssinnes. Die Gruppe bedankt sich und geht zielstrebig in die Richtung, die der Händler zeigte.

Eine schmale Gasse führt die Freunde zu einem weiteren großen Haus. Nicht annähernd so groß wie das Amtsgebäude, doch wesentlich größer als manch anderes. Die Zindeln aus Schiefer auf dem Dach stehen im Kontrast zu den Strohdächern, die die meisten Häuser krönen. Ein großes Eingangsschild, welches von Chimia und Reeve gelesen werden kann: »Zum lachenden Barden.« Dalvenea erfreut sich derweil am Piktogramm einer lächelnden Person mit Laute in der Hand. Es ist ein lauer Frühlingsmorgen, keine Wolken und Sonnenschein. So macht es Chimia und Reeve nichts aus, dass sie draußen warten müssen. Die eine, mit einem Schädel in der Hand. Der andere, mit Loona an der Leine. Dalvenea könne eh besser mit Menschen, sagen sie.

Im Lachenden Barden

So tritt sie ein. Der stechende Geruch von hartem Alkohol und endloser Suppe steigt ihr in die Nase. Eine blonde Bardame steht am Tresen und lächelt Dalvenea an. Diese schenkt ihr schönstes Lächeln und tritt näher an sie heran. »Was kann ich für dich tun?«, fragt sie höflich und fügt streng hinzu: »Harten Alkohol gibt es nicht für Minderjährige.«
»Danach bin ich auch gar nicht auf der Suche.« erklärt Dalvenea.
»Oh, dann ist ja gut. Du glaubst nicht, wie viele Pilgernde hier ihr erstes Mal haben wollen. Das macht immer einen Ärger.«
»Das klingt nervenaufreibend.«
»Ja, das ist es. Also, was kann ich dann für dich tun?«
Dalvenea erzählt vom Hof, vom Überfall und von ihrer Suche nach Jaros, um die Neuigkeiten zu überbringen.
»Der Jaros. Ja, der ist hier untergebracht. Vor einer halben Stunde habe ich versucht, ihn zu wecken. Wahrscheinlich hat er sich aber wieder umgedreht.«
Bei diesen Worten erschallt ein Poltern. Ein junger Mann, einige Jahre älter als Nea, schleppt sich die Treppen herunter.
»Wie passend. Das ist Jaros. Soll ich ihn heranrufen?«, bietet die Bardame an.

»Gleich, gerne. Vorher nur kurz, muss ich etwas wissen?« fragt Dalvenea sicherheitshalber. »Er verträgt nicht sehr viel Akohol und ist sehr aufbrausend. Sollte zurzeit also nicht die beste Laune haben.«
»Vielen Dank.«
Und so ruft die Frau Jaros heran. Er folgt ihrem Ruf und verlangt nach etwas zu trinken, er habe Kopfweh. Sie schenkt ihm Wasser ein, was Jaros sichtlich sauer aufstößt.

Er wendet sich zu Nea, die vor ihm steht und auf eine Möglichkeit wartet, sich in das Gespräch einzubringen. »Was willst denn du?« sagt Jaros schroff. Die Gelegenheit nutzend erzählt sie, wie sie und ihre Freunde darauf aufmerksam wurden, dass der Hof seines Vaters überfallen wurde.
Entsetzt stammelt Jaros: »Wer macht denn sowas?«
»Keine Ahnung.. Es waren wohl um die zehn Leute, hatten auch Pferde. Sie haben Tiere und die meisten Vorräte mitgenommen.«
»Geht es den Leuten gut? Ist ihnen etwas passiert?«
»Soweit nicht. Außer, außer deinem Vater, er wurde entführt«, eröffnet Dalvenea.
Jaros ist still. Sein Schweigen erdrückt den Raum. Mit einem Mal steht er ruckartig auf. Er holt einige Münzen hervor und donnert sie auf den Tresen, begleitet von einem schroffen »Stimmt so?«. Noch schwankend auf den Fußen schleift er sich den Weg, die Treppe empor. Dalvenea will noch hinter rufen, dass er sich ausruhen soll, um eine bessere Hilfe sein zu können, Doch da war es schon zu spät. Er ist bereits außer Reichweite.
»Ich sag ja, er ist aufbrausend.«
»Ich habe es mir schlimmer vorgestellt«, erwidert Dalvenea und bedankt sich erneut. Ein kalter Schauer überläuft ihren Rücken. Die Erinnerungen an einschneidende Ereignisse schieben sich hoch. Doch sie schüttelt den Kopf, um sich von ihnen frei zu machen.

Währenddessen warten draußen Chimia und Reeve entspannt und genießen die Ruhe. Nach einer kurzen Weile kommt der Prediger vom Markt auf sie zu und bleibt vor ihnen stehen. Er merkt an, dass er sie bei der Predigt vermisst und uns noch nie gesehen hat. Reeve entgegnet, dass ein Mann in diesem Gewand unüblich ist. Woraufhin der Prediger erklärt, dass er ein Wanderpriester sei, der sich zur Aufgabe gemacht habe, den Leuten von seinen Erlebnissen zu erzählen. Er behauptet, dass Timoria ihm erschienen ist, als er sich verlaufen hat, und ihn den richtigen Pfad entlang geleitet hat. Im Weiteren wird bekannt, dass er von Greifenstein kommt und dass sein Name Tonius sei. Chimia erwähnt, dass wir aus der entgegengesetzten Richtung kommen – aus Sud, genauer genommen Broscia. Im Verlauf des Gespräches beugt sich Tonius herunter, um Loona hinter dem Ohr zu streicheln. Sie vertraut ihm direkt und lässt es ohne Probleme zu. Er bietet uns an, uns auf dem Weg nach Timor zu begleiten, da die Stadt auch das Ziel seiner Reise ist. Überzeugt von seiner freundlichen Art und der Tierliebe, die er Loona entgegengebracht hat, stimmen die beiden zu. Tonius freut sich und berichtet, noch kurz seine Sachen aus dem Wirtshaus holen zu müssen. Das ist natürlich kein Problem, immerhin warten die beiden noch auf ihre Freundin.

Ein Mann betritt den Raum. Es wirkt als würde er die Umgebung erhellen. Er lächelt der Bardame und Dalvenea zu und schreitet die Treppen empor.
»Wer ist dieser hübsche Mann?«
»Das ist Tonius«, schwärmt die Bardame: »Er kam vor einigen Tagen hierher und seitdem suche ich nach einer Gelegenheit, ihn näher kennenzulernen. Gestern Abend spielte er auf einer Laute und hat gesungen. Ein heiliger Klang. Er macht einem das Herz so leicht. Unbeschreiblich.«
»Das hätte ich gerne gehört. Seine Präsenz alleine lässt einen butterweich fühlen«, ergänzt Dalvenea. Die beiden schwärmen weiter. Ungestört durch Jaros, der nach draußen stürmt.

Alarmiert kommt Chimia herein und schafft es, das Gespräch zu unterbrechen.
»Ist alles in Ordnung? Da kam gerade jemand herausgerannt. So hektisch. Einfach verdächtig.«
»Oh, das war wohl der Jaros, der Sohn von Julius. Er scheint so schnell wie möglich loszuwollen. Keine Sorge«, erklärt Dalvenea.
»Dann ist ja gut. Übrigens, der Priester kommt mit uns mit nach Timor. Komm’ raus, sobald du hier fertig bist.«
Mit diesen Worten verlässt Chimia das Gebäude und Dalvenea dreht sich zurück zur Barfrau. Ein breites Grinsen im Gesicht: »Was für ein Glück ich habe!» Den traurigen Blick erfassend, fügt sie hinzu: »Keine Sorge! Auf dem Rückweg kommt er hier sicherlich auch vorbei, dann hast du deine Chance für etwas mehr Zeit.« Die beiden Frauen schenken sich aufmunternde Worte.

Tonius durchquert den Raum zum Tresen. Verabschiedet sich ausschweifend und legt mehr als genug Geld auf den Tresen. Ein äußerst gutes Trinkgeld für die Holde hinter dem Tresen. »Auf Wiedersehen!«. Er kehrt um und tritt hinaus ins Freie. Dalvenea bedankt sich ein letztes Mal bei ihrer neuen Freundin und folgt ihm nach draußen.

Der Prediger möchte noch Vorräte für den Weg kaufen und beschreibt der Gruppe einen Treffpunkt. Da sie nichts brauchen, gehen sie direkt dorthin und erzählen sich, was ihnen jeweils passiert ist.

Tonius, ein neuer Weggefährte

Einige Zeit später kommt Tonius vom Einkaufen zurück. Er zeigt stolz seine neue Tasche, die Chimia vom Lederhändler kennt, und gibt der Gruppe ein Geschenk: Kopftücher für uns und ein Halstuch für Loona. Alle Leute seien so nett zu ihm gewesen, die Stadt gefällt ihm. Am frühen Nachmittag macht sich die Gruppe auf in Richtung Timor.

Dalvenea bittet Chimia den Schädel für einige Zeit alleine zu tragen, da sie sich zu Tonius gesellen möchte, um etwas zu plaudern. Netterweise stimmt sie zu und so lässt Nea sich etwas zurückfallen, um auf Tonius Höhe zu kommen. Nach einem anfänglichen Gespräch über das Wetter fragt er nach ihrer Vergangenheit; wie die Narbe, die ihre rechte Wange ziert, entstanden ist. Nea antwortet zögerlich. Sie möchte sich nicht in die Situation zurückversetzen. Sie macht es kurz: »Jemand hat es nicht ertragen, dass jemand hübsches Nein gesagt hat und wollte es für immer ruinieren.« Tonius Blick wird traurig, als wolle er sich für sein Geschlecht entschuldigen und legt ihr beruhigend seine Hand auf die Schulter.

Nea bringt ein leises »Danke» hervor und fragt ihn schließlich nach seiner Vergangenheit. Auch er scheint mit der Vergangenheit zu kämpfen. Er nahm am Krieg der kleinen Völker vor zwölf Jahren teil. Die Auseinandersetzungen wüten schon seit mehr als zwanzig Jahren. Zwar mit Unterbrechungen, aber was sind sie schon wirklich wert, wenn es kein Ende gibt? Tonius ist sichtlich traumatisiert von seinen Erfahrungen im Krieg. Dalvenea legt ihm ihre Hand auf die Schulter und versucht es mit aufmunternden Worten: »Eine solche Reise wie wir sie nun erleben, sind Lichtblicke im Leben. Wir müssen uns darauf konzentrieren.« Dankend schenkt Tonius ihr ein Lächeln. Dann schließen Chimia und Reeve auf, um über die bisherige Reise zu sprechen und über Ikkirus Eigenarten zu lästern.

Abschließende Worte

Soweit von den weiteren Abenteuern von Reeve, Chimia und Dalvenea. Wie wird ihre Reise mit Tonius nach Timor verlaufen? Wird der Greifenschädel dank ihrer Opfergabe sprechen? Wir finden es heraus und hoffen, davon berichten zu können.

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